Die Sberbank Europe mit Sitz in Wien muss wegen der Sanktionen gegen Russland abgewickelt werden.

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Um den Ukraine-Krieg und seine Folgen kamen auch die Veranstalter und Teilnehmer der diesjährigen "Aufsichtskonferenz" der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA nicht herum. Durch den Krieg trübe sich zwar die europäische Konjunktur ein, sagte FMA-Vorstandsmitglied Helmut Ettl am Dienstag, eine direkte Ansteckung des Finanzsektors habe man aber verhindern können, so sein Vorstandskollege Eduard Müller. Die Beziehungen zwischen Real- und Finanzwirtschaft würden jetzt aber getestet und es werde sich "rasch herausstellen, wo wir Schwächen haben", wie Ettl meinte.

Die Konferenz stand unter dem Motto "Der Finanzmarkt in bewegten Zeiten", eines der Themen, um das es am Dienstag ging, war die "Abwicklung am Finanzmarkt", also die Abwicklung von Instituten, wie beispielsweise jene der früheren Hypo Alpe Adria (Heta), der KA Finanz oder zuletzt der Sberbank Europe.

Abwicklung der Sberbank

Bei ihr schließt sich der Kreis zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine: Die Sberbank Europe mit Sitz in Wien wurde in Folge der Sanktionen von der FMA zugedreht und wird nun abgewickelt. Die Einlagensicherung hat bezahlt, bekam ihr Geld aber auch wieder zurück – und zwar samt Zinsen.

Philipp Kaiser-Hiebinger, in der FMA für die Aufsicht über signifikante Banken zuständig, schilderte, dass es damals extrem hohe Liquiditätsabflüsse gegeben habe, in den Tochterbanken sei es de facto zu einem Bank-Run gekommen – was vor allem schnelles Handeln erforderlich gemacht habe. Kaum seien die Sanktionen verhängt gewesen, sei die Bank, bei der vorher noch alles "auf Grün" gestanden sei "von gleich auf jetzt" sehr schlecht dagestanden. Zeit zum Planen gebe es da keine, wichtig sei es daher, die Krisenpläne in der Schublade zu haben. Große Herausforderung im konkreten Fall sei gewesen, durchzusetzen, dass die Bank ihre Geschäfte abwickeln kann – trotz Sanktionen.

Mitarbeiter suchen das Weite

Während der Abwicklung einer Bank sei das Problem oft, dass spezialisierte Mitarbeiter das Haus schon verlassen hätten, schilderte Gabriele Müller, die Vorstandssprecherin der KA Finanz eines der nur scheinbar "trivialen Probleme". Man müsse sich oft externer Dienstleiser bedienen, der Verkauf vonAssets durch die in Abwicklung befindliche Gesellschaft selbst drücke die erzielbaren Preise und sei daher kontraproduktiv. Müller tritt für die Schaffung einer Plattform aus Asset-Management-Gesellschaften ein – und für einfachere Regelwerke besonders für kleine und mittlere Banken.

Bei der Sberbank Europe habe man die Werte weitgehend erhalten können, berichtete der zuständige Aufseher aus der FMA – "das hätte auch anders ausgehen können". (Renate Graber, 4.10.2022)