Olga Neuwirth ist mit einem neuen Werk beim Musikprotokoll-Festival dabei.

Foto: Harald Hoffmann

Was wäre der ORF, was wäre das Programm von Ö1 ohne neue Musik? Wo stünde das zeitgenössische Musikschaffen hierzulande ohne den öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Eher im Abseits ... An und für sich ist das ORF-Gesetz glasklar und fast so elegant wie die Bundesverfassung: "Als Kultursender soll der Österreichische Rundfunk sowohl Berichterstatter wie eigenständiger Produzent sein und vor allem Auftraggeber, Arbeitgeber und Forum österreichischer Kreativität und Gegenwartskunst." Dennoch kommen wieder Sparpläne ans Licht. Auf der Liste steht auch das traditionsreiche Musikprotokoll-Festival, das sich heuer dem Thema "Whodentity" widmet.

Das Kunstwort stellt Fragen wie: "Wer ist ,wir‘, welche Identität schreibt wer wem gesellschaftlich zu, und wer ist ,man(n)‘ in einem bestimmten Kontext?" Besonders Komponistinnen stehen ab Donnerstag im Zentrum: darunter Olga Neuwirth mit einem Auftragswerk, Luna Alcalay, Mirela Ivičević, Milica Djordjević, Petra Strahovnik, Justė Janulytė, Tania León und Elisabeth Harnik.

Nachzuhören auf Ö1

Selbstverständlich wird auch intensiv über Alternativen zu herkömmlichen Gender-Zuschreibungen nachgedacht. So gibt es etwa eine Installation mit dem Titel Unity Switch, bei der das Publikum wie mit den Augen verschiedener Personen sehen und virtuell interagieren kann.

Beim RSO Wien dirigiert übrigens mit Yalda Zamani eine Künstlerin, die auch experimentelle Performances gestaltet. Auch aktuelle Politik wird heuer gestreift: Mit dabei ist auch die britisch-iranische Künstlerin Shiva Feshareki wie auch Bratschistin Kateryna Suprun, die zu Beginn des Ukraine-Kriegs nach Berlin fliehen musste. Das Musikprotokoll wird übrigens zur Gänze in vielen Ö1-Sendungen nachzuhören sein. Hoffentlich... (Daniel Ender, 5.10.2022)