Wie ungleich der Klimawandel einzelne Länder trifft ist offensichtlich. Die Länder, die am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich sind, leiden am meisten. Was die Sache zusätzlich verschärft: Es sind dies auch jene Länder, die nicht in der Lage sind, die Folgen der Erderwärmung zu bewältigen, stellt der Online-Reiseführer "Fodor's" fest.

Man bezieht sich auf eine aktuelle Oxfam-Studie die zeigt, dass die zehn schlimmsten Klima-Hotspots der Welt für nur 0,13 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Die G20-Länder sind dagegen für 76 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich, 650-mal mehr als diese zehn.

"Vor dem Hintergrund einer sich verschlimmernden Klimakrise unterstützen die Führer der reichen, umweltverschmutzenden Länder, vor allem im industrialisierten Norden, weiterhin Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten und die Umwelt für einen riesigen Profit ausbeuten", ist im Oxfam-Bericht zu lesen.

Laut dem Global Future Index 2022 des Massachusetts Institute of Technology (MIT) mache Europa zwar große Fortschritte bei der Vorbereitung auf Investitionen in saubere Energie und die Reduzierung seiner Kohlenstoffemissionen. Andererseits seien afrikanische und asiatische Länder extremen Wetterereignissen ausgesetzt, ohne über die Mittel zu verfügen, um die Risiken zu mindern. So wie die folgenden fünf Nationen, die es am schlimmsten trifft:

Niger

Foto: imago/Nature Picture Library

Das westafrikanische Land Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Menschen sind aufgrund von Ernährungsunsicherheit, regionaler Instabilität und Vertreibung von humanitären Krisen bedroht. Die Klimakrise verschlimmert ihr Leid noch, da Dürren, sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen die Landwirtschaft zerstören.

Rund 85 Prozent der Bevölkerung sind von der Landwirtschaft abhängig, doch die anhaltenden Regenfälle zerstören Ackerland und verwüsten Häuser. Nach Angaben der UN sind mehr als 4,4 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen, mehr als eine Million Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Die Lage wird sich weiterverschlimmern. Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen steigen die Temperaturen in der Sahelzone 1,5-mal schneller als im Rest der Welt.

Afghanistan

Foto: imago/robertharding

Im August dieses Jahres wurden Pakistan und Afghanistan von Sturzfluten heimgesucht. In Afghanistan starben mehr als 180 Menschen, 8.000 mussten fliehen. Zuvor hatte das Land bereits mit einem Erdbeben und einer anhaltenden Dürre zu kämpfen. Aufgrund seiner Lage, des Temperaturanstiegs und des Mangels an Klimaschutzmaßnahmen und -ressourcen ist Afghanistan eines der am stärksten gefährdeten Länder.

Die humanitären Krisen in dem vom Krieg zerrissenen Land sind vielfältig. Die Temperatur ist zwischen 1950 und 2010 um 1,8 Grad Celsius gestiegen, doppelt so stark wie der weltweite Durchschnitt. Nach Angaben der UN haben 95 Prozent der Afghanen nicht genug zu essen. Und seit der Machtübernahme durch die Taliban werden internationale Hilfe und Finanzierung blockiert. Umweltkatastrophen werden zu noch mehr langfristigem Leid führen.

Haiti

Foto: imago/robertharding

Haiti ist in erster Linie von der Landwirtschaft abhängig, hat jedoch mit Stürmen und Dürren zu kämpfen, die die Nahrungsmittelproduktion des Landes verringern. Im Jahr 2021 wurden dadurch 4,4 Millionen Menschen in eine akute Hungersnot getrieben. Der Karibikstaat, der noch immer unter den Folgen des tödlichen Erdbebens von 2010 und des Hurrikans Mathew von 2016 leidet, sieht sich mit einem Rückgang der Niederschläge, einem Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der Erderwärmung und Erdrutschen infolge der Abholzung konfrontiert.

Somalia

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Nach Angaben von Oxfam liegt Somalia auf Platz 172 von 182 Ländern, wenn es um die Fähigkeit geht, mit dem Klimawandel fertigzuwerden. Die schlimmste Dürre seit fast 50 Jahren hat über sieben Millionen Menschen in den Hunger getrieben, etwa drei Millionen Tiere sind verendet. Seit Jänner 2022 sind fast eine Million Menschen aus ihren Häusern geflohen.

Der Bericht verdeutlicht auch den Gegensatz zu den USA, die seit 2020 ebenfalls mit schweren Dürren konfrontiert sind – das 23-Billionen-Dollar-BIP der USA hat dazu beigetragen, dass sie sich schneller erholen und besser anpassen konnten.

Indonesien

Jakarta
Foto: AFP/BAY ISMOYO

Südostasien ist am stärksten vom Klimawandel bedroht. Extreme Wetterereignisse nehmen zu, und die Länder leiden bereits jetzt unter Überschwemmungen, Taifunen, Wirbelstürmen, hohem Meeresspiegel, Hitzewellen und Dürreperioden. Die Philippinen, Thailand, Malaysia und Indonesien sind alle extrem gefährdet.

Jakarta, die Hauptstadt Indonesiens, ist die am schnellsten sinkende Stadt der Welt. Das bevölkerungsreichste Land der Erde, zu dem auch der Tourismus-Hotspot Bali gehört, ist die größte Volkswirtschaft in Südostasien und war 2015 der viertgrößte Emittent von Treibhausgasen, liest man bei "Fodor's". Indonesien habe sich zwar verpflichtet, seine Kohlenstoffemissionen bis 2030 um 29 Prozent bis 41 Prozent zu reduzieren, aber Climate Action Tracker, eine englischsprachige Internetseite, auf der man nachschauen kann, welche globale Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu erwarten ist, bewertet die Ziele Indonesiens als unzureichend. Der MIT-Bericht wiederum stellt fest, dass das Land seine Bemühungen zum Kampf gegen den Klimawandel infolge der Pandemie zurückgestellt hat. (red, 7.10.2022)