Noch sind die Auswirkungen des Lieferstopps für Kundinnen und Kunden nicht zu spüren.

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Wien – "Es ist richtig, dass Mars die Belieferung von Rewe in Österreich eingestellt hat", sagte Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher den "Salzburger Nachrichten". Das betreffe nicht nur Riegel wie Snickers oder Mars, sondern auch Hunde- und Katzenfutter wie Pedigree und Whiskas sowie Wrigley's-Kaugummi oder Ben's-Reis. Hintergrund sei, dass Mars höhere Preise verlangt habe, "und zwar in einem Ausmaß, das wir nicht nachvollziehen können und das für uns völlig überzogen ist".

Pöttschacher habe darauf hingewiesen, dass die Preise vergleichbarer Konkurrenzprodukte weniger stark gestiegen seien und dass Mars in anderen Ländern für seine Produkte weniger verlange. "Wir werden nicht zulassen, dass Kunden in Österreich deutlich mehr zahlen als in anderen Ländern", zitieren die "Salzburger Nachrichten" den Sprecher. Mars habe geringere Preissteigerungen nicht akzeptiert und daher die Belieferung eingestellt. Es werde aber noch verhandelt, und angesichts von Vorräten seien die Kunden noch nicht betroffen. Es handle sich jedenfalls nicht um eine "Auslistung" von Mars-Produkten.

Auch Probleme mit anderen Produkten

Probleme gebe es auch mit einzelnen Produkten anderer internationaler Marken. Dazu gehörten der Streichkäse Philadelphia von der Milka-Mutter Mondelēz, Pringles-Chips von Kellogg's und manche "Nebenprodukte" von Haribo. Mit den großen heimischen Produzenten habe sich Rewe dagegen bisher immer einigen können, so Pöttschacher.

Auch der Schweizer Einzelhandelsriese Coop hat mehrere Produkte des Markenmultis Mars aus dem Sortiment gestrichen, weil Mars aus Sicht von Coop über das ganze Sortiment "überdurchschnittliche Preiserhöhungen" umsetzen wollte. Coop schlägt seinen Kunden Alternativen aus den eigenen Produktreihen vor. Mars beliefert auch in Deutschland Rewe sowie Edeka derzeit nicht. Edeka streitet auch mit Coca-Cola über die Belieferung.

Spar-Sprecherin Nicole Berkmann nennt die Preisverhandlungen mit der Industrie im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten" ihrerseits "extrem zäh". "Bisher konnten wir uns zuletzt immer einigen, ausschließen können aber auch wir hier nichts mehr", sagte sie.

Im Gegenzug boomt der Absatz der Eigenmarken der Handelsketten, wie auch Pöttschacher und Berkmann in den "SN" bestätigen.

Bei Mars Österreich wollte man sich am Donnerstag zu dem Streit nicht äußern, scheiben die "SN". Auch Mondelēz-Sprecherin Livia Kolmitz bestätigte zwar den Lieferstopp bei Philadelphia, zu laufenden Verhandlungen wolle man aber nichts sagen.

Konflikt im Regal

Der Kampf und Produkte und der Preis, zu dem sie angeboten werden, ist wahrlich nicht neu. Die Lebensmittelindustrie hadert derzeit mit massiv steigenden Kosten für Rohstoffe, Logistik und Energie. Einen Teil davon kann der Handel an die Kunden weiterreichen. Steigen die Preise zu schnell, steht der Handel in einem schlechten Licht. In Summe macht die aktuelle Lage die Verhandlungen mit den Lieferanten noch schwieriger, als sie bisher schon waren.

Zuletzt ist dieser Streit in Deutschland rund um Edeka eskaliert. Dort pochte Coca-Cola auf Preiserhöhungen von bis zu elf Prozent. Edeka sagte dazu klar nein – woraufhin der Getränke-Konzern die Belieferung einstellte. Auch Produkte von Danone, Henkel und Nestlé sollen in den Regalen mittlerweile fehlen. Wo Löcher entstehen, rücken günstigere Eigenmarken des Handels nach.

Laufend Gespräche

Der Druck ist auf beiden Seiten – also beim Handel und bei den Lieferanten – größer geworden und deutlich zu spüren. Früher wurden Preise teilweise nur ein Mal pro Jahr verhandelt, mittlerweile gebe es laufend Anpassungen. Spar-Sprecherin Berkmann erklärte dazu kürzlich, dass der Handel im aktuellen Umfeld auf Margen verzichte und das erwarte man sich auch von den Lieferanten. In den sauren Apfel müssten derzeit alle beißen: Kunden, Hersteller und Händler. (APA, red, 7.10.2022)