Nach seinem Einstieg beim Pflege-Start-up Heldyn widmet sich Kurz schon wieder dem nächsten Start-up.

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Der ehemalige Kanzler Sebastian Kurz gründet laut dem israelischen Medium "Globes" gemeinsam mit Shalev Hulio ein Unternehmen für Cybersicherheit. Kurz soll als Präsident und Business Developer von Dream Security fungieren, Hulio als CEO. Letztgenannter ist Mitgründer des israelischen Softwareherstellers NSO Group – eines Technologieunternehmens, das mit seiner Abhörsoftware Pegasus für internationale Schlagzeilen sorgte.

2021 hat ein Konsortium aus zahlreichen Medien enthüllt, dass NSO seine Pegasus-Software weltweit offenbar an autoritäre Regime und in Krisengebiete verkauft hat – etwa nach Aserbaidschan, Marokko, Mexiko, Uganda, Ungarn, Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Und dass der Trojaner offenbar zur Überwachung von Oppositionellen, Journalisten, Anwälten, Menschenrechtsaktivisten und sogar Staats- und Regierungschefs wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eingesetzt wurde.

Laut der IT-Sicherheitsfirma Lookout soll Pegasus seinen Anwendern ermöglicht haben, Nachrichten und E-Mails auszulesen, Anrufe zu verfolgen, Passwörter abzugreifen, Tonaufnahmen zu machen und sogar den Standortverlauf eines Smartphones aufzuzeichnen. Erste Überwachungsfälle mit Pegasus wurden 2016 bekannt, in Wirklichkeit sollen diese aber mindestens bis 2013 zurückreichen.

Cybersicherheit für kritische Infrastruktur

Kurz und Hulio hätten einander Anfang des Jahres bei einem Israel-Besuch des Ex-Kanzlers kennengelernt. Hulio habe ihn eingeladen einzusteigen. "Während meiner Zeit als Bundeskanzler habe ich viele Angriffe auf Regierungen, aber auch Produktionsstätten und Energieanlagen erlebt, die meist nicht in den Medien veröffentlicht wurden", sagte Kurz gegenüber "Globes".

Das Unternehmen soll sich auf Cybersicherheit für kritische Infrastruktur fokussieren, um diese vor Angriffen zu schützen. 20 Millionen Dollar seien von Investoren gesammelt worden.

Auf die Frage, ob Dream Security seine Produkte auch an undemokratische Staaten verkaufen wolle, habe Kurz geantwortet, dass der Fokus auf Europa liege. Hulio verlasse NSO. Er erklärte, er habe von der Seite der Angreifer auf die der Verteidigung wechseln wollen.

"Global Strategist" für Peter Thiel

Nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler heuerte Sebastian Kurz als "Global Strategist" bei der Investmentfirma Thiel Capital an. Kurz' neuer Arbeitgeber ist damit der deutsch-amerikanische Unternehmer Peter Thiel, Mitbegründer des Datenanalyseunternehmens Palantir. Dieses beliefert unter anderem die US-Regierung mit Überwachungssoftware.

Anfang 2022 wurde außerdem bekannt, dass Thiels Founders Fund zu den Geldgebern des US-Start-ups Boldend zählt. In einer internen Präsentation für den Kooperationspartner und Rüstungskonzern Raytheon gab das Unternehmen wenige Jahre zuvor an, die Sicherheitsschranken von Whatsapp mithilfe von Hintertüren umgangen zu haben. Einziger Kunde von Boldend: die US-Regierung. (red, 12.10.2022)