Wilde Schimpansen trommeln oft kurz auf die teilweise meterhohen Stützwurzeln von Regenwaldbäumen. Das tun sie vor allem dann, wenn sie mit Imponiergehabe Artgenossen in der Nähe ihre Dominanz und Stärke signalisieren wollen,. Dabei schütteln sich aber auch Äste, werfen Gegenstände und schreien. Aber auch wenn sie allein und weit weg unterwegs sind, trommeln sie mit Händen und Füßen auf den Brettwurzeln.

So erzeugen sie niederfrequente Töne, die über einen Kilometer weit zu hören sind. Das berichtet ein internationales Team von Biologinnen und Biologen der schottischen Universität St. Andrews, dem auch Erstautorin Vesta Eleuteri (Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien) angehörte.

Ein Schimpanse bei seinem Signaturbeat, der von einem charakteristischen Schrei begleitet ist – oder umgekehrt.
Foto: APA/UNIVIE.AC.AT/ADRIAN SOLDATI

Die Forscherinnen und Forscher widmeten sich in ihrer Studie der rund 120 Mitglieder umfassenden Waibira-Schimpansengruppe im Budongo-Wald im Westen Ugandas. Von den 22 erwachsenen Männchen der Gruppe beobachteten sie das Verhalten von acht Tieren unterschiedlichen Alters und sozialen Rangs detaillierter. Sie untersuchten dabei die akustische Struktur ihres Trommelns, also etwa Dauer, Anzahl der Schläge, Zeit zwischen den Schlägen und das Timing der begleitenden Schreie.

"John Bonham des Waldes"

Sie konnten häufig erkennen, wer gerade trommelte, schreiben die Forschenden im Fachblatt "Animal Behaviour". Einer der Schimpansen, Tristan genannt, ist für Vesta Eleuteri "der John Bonham des Waldes": Er trommle "so schnell, dass man seine Hände kaum sehen kann", ähnlich dem legendären Schlagzeuger der Rockband Led Zeppelin. Auch Ben, das Alphamännchen der Gruppe, habe einen besonderen Stil mit zwei dicht aufeinanderfolgenden Schlägen, mit Abstand gefolgt von einem oder zwei weiteren Schlägen.

Mark 1333

Für Eleuteri, der an der Uni Wien dissertiert, ist das Trommeln eine Art "Schimpansen-Social-Media". Tatsächlich trommelten die Tiere häufiger, wenn sie allein oder in kleinen Gruppen unterwegs sind. "Offensichtlich trommeln sie, um zu wissen, wo andere sind, und entscheiden, ob sie sich ihnen anschließen oder nicht."

Trommeln zur Ortsangabe

Die Forschenden konnten anhand der Beats auch die verschiedenen Schimpansen im Tropenwald finden, nach denen sie suchten. "Und wenn wir das können, sind wir uns sicher, dass die Tiere das auch können", erklärte Letztautorin Catherine Hobaiter von der School of Psychology der Universität St. Andrews.

Es gibt aber auch Situationen, in denen die Tiere sich dafür entscheiden, nicht in ihrem individuellen Rhythmus zu trommeln – etwa wenn sie in der Gruppe anderen Individuen ihre Dominanz zeigen. "So vermeiden sie, dass andere, weiter entfernte Individuen erkennen können, dass sie es sind, die gerade trommeln – schließlich könnte das jemand sein, der dominanter ist und sie herausfordern könnte", sagte Eleuteri.

In ihrer nächsten Studie wollen die Forschenden untersuchen, ob benachbarte oder weiter entfernte Schimpansengemeinschaften in ihrem jeweils eigenen Stil trommeln, es also kulturelle Unterschiede gibt. (APA, tasch, 13.10.2022)