Michael versus Laurie: Wer entscheidet den Showdown für sich?

Foto: © Universal Studios. All Rights

Allyson ist der Liebe wegen auf Abwegen.

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Man mag es kaum glauben, und doch steht es im Titel: Halloween Ends soll das endgültige Finale des Halloween-Franchises sein, das 1978 von John Carpenter eingeläutet wurde und mittlerweile dreizehn Filme zählt. Die Dreizehn wäre zumindest zahlensymbolisch der ideale Abschluss für die Horrorfilmreihe, die seit jeher versucht, die Spätsiebziger-Nostalgie des Originals mit Aktualitätsbezügen zu verbinden – was mal mehr, mal weniger gut gelingt.

Jamie Lee Curtis war als Laurie Strode in sechs dieser Sequels zu sehen. Halloween II (1981), worin enthüllt wurde, dass Laurie die Schwester des Psychokillers Michael Myers ist, schnitt bei den Fans noch gut ab. Siebzehn Jahre später war sie die Mutter von Josh Hartnett in Halloween H20 (1998). Auch dieser Film wurde Großteils positiv rezipiert, insbesondere wegen Jamie Lee Curtis Darstellung von Lauries Kampf mit Trauma und Alkoholismus. Ganz anders Halloween: Resurrection (2002): 10 Minuten lang war Curtis‘ Screentime, der Rest zeigt Busta Rhymes als Fernsehproduzenten, der eine Hand voll Jugendlicher mit Kameras ins Haus von Michael Myers sperrt. Trash in MTV-Ästhetik.

1980er Nostalgie und Synthsounds

Regisseur David Gordon Green setzte 2018 etwas Neues in Gang. Seine Trilogie wurde teuer produziert, Curtis war aktiv an den Produktionsprozessen beteiligt, John Carpenter segnete das Projekt selbst ab und steuerte die Musik bei. Just zum Höhepunkt der 1980er-Nostalgie schlugen die bekannten Synthsounds und orange glühenden Kürbisse auf herbstlichen Kleinstadtstraßen beim Publikum voll ein.

Greens Halloween (2018) setzte auf die Bildsprache des Originals und mischte diese mit zeitgemäßen Themen wie Gewalt gegen Frauen und Selbstermächtigung. Laurie bildete mit Tochter und Enkelin ein Frauenpowertrio, in dem intergenerationale Konflikte und Traumata nicht ausgespart wurden. Halloween Kills (2021) fühlte sich dann an wie ein Lückenfüller: Laurie Strode liegt im Krankenhausbett, währenddessen zieht Michael Myers in einem mörderischen Slasher-Horrortrip durch Haddonfield, Illinois. Die Köpfe platzen wie die Kürbisse im generischen Vorspann.

Memoiren und Föhnfrisur

Wie endet die Trilogie nun? Recht gemütlich erstmal, denn nach einer tragischen Vorgeschichte und dem nostalgischen Vorspann von Halloween Ends hört man Laurie Strode aus dem Off ihre Memoiren formulieren. Sie möchte das Böse hinter sich lassen, nachdem ihre Tochter drei Jahre zuvor von Michael, wie sie ihren Kontrahenten nennt, getötet wurde. Zottelmähne und Festung hat sie gegen eine adrette Föhnfrisur und ein hübsches, uramerikanisches Haus ausgetauscht, in dem sie gemeinsam mit ihrer Enkelin Allyson (Andi Matichak) lebt. Die ist Krankenschwester und verarztet eines Tages den schüchternen, jungen Mann, den wir bereits aus der Vorgeschichte kennen.

Liebesfahrten mit Motorrad

Beim Säubern der Fleischwunde funkt es. Obwohl Corey (Rohan Campbell) eine verdächtige Serienmörder-Brille trägt und ein Außenseiter in Haddonfield ist, entspinnt sich zwischen ihm und Allyson eine waschechte Liebesgeschichte. Die nächtlichen Motorradfahrten mit wehender Mähne, untermalt mit atmosphärischer Popmusik, lassen sich die Liebenden weder von pöbelnden Kids, noch von Coreys bösartiger Mutter oder Lauries Warnungen vermiesen.

Doch Michael Myers funkt in die Lovestory hinein und schürt Rachegelüste. Mit dem Horror kommen Jump-Scares und Blutvergießen – beides ist effektiv, aber selten einfallsreich, mit der Ausnahme einer Szene, die eine Zunge und einen Plattenteller auf kreative Weise in Kontakt bringt. Aber keine Sorge: So viele Köpfe wie im Vorgängerfilm zerplatzen diesmal nicht. Stattdessen sind Küchenmesser das Mittel der Wahl im längst überfälligen Showdown zwischen Laurie und Michael. Besonders ideenreich ist Halloween Ends damit zwar nicht, aber wenn man das alles nicht zu ernst nimmt, spannende Unterhaltung.

Universal Pictures

Was ist die Moral von der G'schicht?

Fehlt nur noch die Moral. Wieder geht es um Überlebende und Traumata, aber auch um jene, die unschuldig verurteilt und so, nach einer simplen Logik, zu schlimmen Taten gedrängt werden. Es geht um die gefährlichen Dynamiken der öffentlichen Meinung, ausgelöst durch gesamtgesellschaftliche Paranoia vor "dem Bösen". Dieses aber verschwindet nicht, hält Laurie als Chronistin ihrer eigenen Geschichte fest. Es ändert nur seine Gestalt.

Michael Myers ist in der Reihe bereits so viele Male aus Gefängnissen ausgebrochen oder von den Toten auferstanden, dass ein begründeter Zweifel herrscht, ob Laurie ihm tatsächlich den Garaus machen kann. John Carpenter selbst sagte in der New York Times: Es komme ganz auf den Kassenerfolg an. Für Regisseur Green und Originaldarstellerin Jamie Lee Curtis soll dies aber tatsächlich das Ende sein. Green arbeitet bereits an einem Remake von Der Exorzist (1973), und Curtis unterschrieb im Spaß einen (PR-)Vertrag, in dem sie festhält, von Laurie Strode endgültig Abschied zu nehmen. Bei einer Pressekonferenz zum Film traf sie den Nagel auf den Kopf: "You know endings are a bitch, but so is Laurie Strode".