Die Viennacontemporary steht vor Veränderungen: Die Ausrichtung auf Ost- und Südeuropa dümpelte vor sich hin, potenzielle Kunden fehlten.

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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Eine Fußballweisheit, die auch Akteuren im Kunstbusiness geläufig ist, genauer Veranstaltern und Teilnehmerinnen von Kunstmessen in Wien. Folglich haben die Organisatoren der Spark Art Fair im März und der Viennacontemporary im September bereits die nächste Saison im Fokus. Erste Veränderungen sind absehbar, andere könnten noch folgen.

Gesichert ist, dass Renger van den Heuvel nicht länger als Geschäftsführer der Spark fungiert. Er wechselt in den Aufsichtsrat der Messe, tritt jedoch seine Anteile an der Gesellschaft ab. Über die Gründe für seinen Rückzug hält man sich offiziell bedeckt. Auffassungsunterschiede dürften jedoch überhandgenommen haben.

Nachfolger noch unklar

Wer in die Fußstapfen des in der Branche geschätzten Niederländers tritt, der zuvor eine knappe Dekade bei der Viennafair und der nachfolgenden Viennacontemporary an Bord war, ist noch unklar. Die Nachfolge wird demnächst kommuniziert, versichert Herwig Ursin als Mehrheitsgesellschafter und Betreiber der Marx-Halle.

Hinter den Kulissen herrscht nicht nur darob derzeit Unruhe in der Galerienszene. Denn so beherzt sich Veranstalter zuletzt auch ins Zeug legten, es braucht versiertes Publikum aus dem Ausland. Für den Erfolg einer Messe sind nicht die Besucher, sondern die Käufer entscheidend. Den teilnehmenden Galerien geht es ja nicht um die Größe der temporär gemieteten Ausstellungsfläche, sondern um potenzielle Kundenkontakte über den regionalen Markt hinaus. Die Pandemie und damit verbundene Reisebeschränkungen waren dabei wenig förderlich.

Jenes Format, das aufgrund seines inhaltlichen Schwerpunkts auf Ost- und Südeuropa ein Alleinstellungsmerkmal im Messezirkus bot, dümpelt wiederum eher vor sich hin. Die Viennacontemporary hat schon bessere Zeiten gesehen: Nach der Baustellenperformance im vergangenen Jahr fand man mit dem Kursalon im Stadtpark ein neues Quartier. Das Mascherl "Boutique-Messe" konnte über die räumlichen Einschränkungen allerdings nicht hinwegtäuschen.

Subvention auf dem Prüfstand

Das auf junge Kunst zugeschnittene Format Zone 1 hatte man ins Untergeschoß verbannt: hinter die Sanitärräume (samt entsprechender Geruchskulisse), auf nur fünf von ehemals 25 (2019, 2020) Quadratmetern zusammengepfercht. Da könnte sich manch einer noch rückwirkend gefrotzelt fühlen. Etwa auch die Förderstelle im zuständigen Bundesministerium (BMKÖS), die dafür neuerlich 50.000 Euro springen ließ.

Eine Subvention, die dem Vernehmen nach nun auf dem Prüfstand stehen soll. Einigen Unmut dürften auch Unklarheiten zu Dmitri Aksenows Rolle in der Betreibergesellschaft hervorgerufen haben. Obwohl der Rückzug des russischen Unternehmens bereits im April verlautbart wurde, läuft er im Firmenbuch aktuell noch als wirtschaftlicher Eigentümer. Tatsächlich fand die Abspaltung des Messegeschäfts und dessen Übernahme durch neue Gesellschafter erst einen Tag vor der Eröffnung der Kunstmesse statt. (Olga Kronsteiner, 15.10.2022)