Der Handel mit seinen mehr als eine halbe Million Beschäftigten hatte nie viel zu verteilen.

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Wie viel ist Arbeit im Handel wert? 1800 Euro brutto beträgt im Verkauf das Einstiegsgehalt. Damit lässt sich in Zeiten, in denen die Lebenserhaltungskosten in Österreich durch die Decke gehen, keine Familie ernähren. Noch weniger, wenn das Gros der Jobs Teilzeitstellen sind.

Große Konkurrenz, dünne Margen

Der Handel mit seinen mehr als eine halbe Million Beschäftigten hatte nie viel zu verteilen. Die Konkurrenz ist groß, die Margen sind dünn. Teurere Energie trifft viele Betriebe nun wie eine Keule, während das Konsumklima angesichts der hohen Inflation im Keller ist. Dass Mitarbeiter an allen Ecken und Enden fehlen, treibt viele Unternehmen zusätzlich in die Enge.

Der Ruf der Arbeitgeber nach Mäßigung bei den Gehaltsforderungen liegt auf der Hand: Geschäfte sehen sich an der Kippe. Sperren Händler in Einkaufsstraßen zu, stirbt auch Lebensqualität. Gastronomie allein wird die Lücken nicht füllen.

Mehr Pleiten

Zu glauben, Betriebe über niedrige Löhne retten zu können, ist jedoch ebenso Illusion wie die Hoffnung der Gewerkschaften, dass jeder Euro mehr Einkommen zurück in den Konsum fließt. Es wird mehr Pleiten geben – ein Gutteil des Einkommens der Haushalte wird für Stromrechnungen draufgehen.

Dennoch darf die Krise nicht auf dem Rücken jener ausgetragen werden, die den Handel am Laufen halten: hunderttausender Frauen. Diese an andere Branchen zu verlieren, können sich ihre Arbeitgeber noch weniger leisten als höhere Löhne. (Verena Kainrath, 16.10.2022)