Nach dem heurigen Inflationsschub werden bei vielen Beziehenden einer Betriebspension wegen der Anlageverluste der Pensionskassen wohl nächstes Jahr die Leistungen gekürzt.

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Die heuer bisher sehr schwache Entwicklung der Kapitalmärkte dürfte an den Leistungen der zweiten Pensionssäule nicht spurlos vorübergehen, es drohen im nächsten Jahr empfindliche Kürzungen der Zahlungen. Denn die heimischen Pensionskassen haben in den ersten drei Quartalen im Mittel einen deutlichen Verlust von 9,7 Prozent eingefahren – und laut Fachverbandsobmann Andreas Zakostelsky stimmen in diesem "äußerst schwierigen Jahr" auch die Zeichen für das vierte Quartal "wenig optimistisch".

Was das im schlimmsten Fall für die rund 120.000 Beziehenden einer Betriebspension bedeuten kann, rechnet der Schutzverband der Pensionskassenberechtigten Pekabe vor: Je nach der Höhe des zugrunde gelegten Rechnungszinses kann nach derzeitigem Stand der Veranlagung der Pensionskassen nächstes Jahr eine Kürzung von bis zu 15 Prozent ins Haus stehen. Dazu kommt die hohe Teuerung, die im September mit 10,5 Prozent bereits zweistellige Werte erreicht hat: "Unter Berücksichtigung der aktuellen Inflationsrate ergibt sich somit ein Kaufkraftverlust von 25 Prozent – ein Viertel der Betriebspension wird so de facto vernichtet", heißt es dazu aus der Pekabe.

Kürzungen für viele

Bei den meisten Betroffenen werden die Kürzungen wohl nicht so deutlich ausgefallen – wobei gilt: Je geringer der jeweilige Rechnungszins der Bezugsberechtigten, desto weniger wird die Leistung gekürzt. Denn dieser Zinssatz stellt gewissermaßen die nötige Performance in der Veranlagung der jeweiligen Pensionskasse dar, um die Pension konstant zu halten. Allerdings gibt es Rückstellungen aus besseren Anlagejahren, um das heurige Minus etwas abzufedern. Bei einer bisherigen Durchschnittsperformance von fast minus zehn Prozent drohen nächstes Jahr aber Leistungskürzungen auf breiter Front.

Dennoch, die Forderung von Pekabe-Obmann Peter Weller nach einer raschen Abfederung der Verluste der Betroffenen durch die Politik wird wohl vorerst nicht erfüllt. Laut "Wiener Zeitung" heißt es aus dem Finanzministerium, dass "ein steuerlicher Ausgleich von Kapitalmarktverlusten der Pensionskassen verfassungsrechtlich nicht möglich ist".

"Unwiederbringlicher Verlust"

Weller pocht dessen ungeachtet auf weitere Schritte: "Die Vernichtung von einem Viertel der Pensionsleistung durch Börse und Inflation in nur einem Jahr ist dramatisch, und viele Pensionisten sind mit dieser Situation überfordert", sagt er mit Blick auf das veranlagte Vermögen, das sich in den ersten drei Quartalen um rund 2,7 Milliarden Euro verringert habe. "Ein unwiederbringlicher Verlust für alle Berechtigten", sagt der Pekabe-Obmann. Auch für die noch im Berufsleben stehenden Anwartschaftsberechtigten sei die Situation sehr unerfreulich, da sich deren zukünftige Pensionsleistung erheblich verringern werde. Sein Fazit: "Aus sozialen Gründen sollte es unbedingt zu einer Reform der zweiten Säule des Pensionssystems kommen."

Die Pekabe kritisiert das heimische Pensionskassensystem wegen der Leistungskürzungen seit Jahren. Der Fachverband hält dagegen und führt dies auf die anfänglichen Schwächen des heimischen Systems zurück, die inzwischen beseitigt worden seien. (aha, 18.10.2022)