So sehen die Klubräumlichkeiten der ÖVP direkt im historischen Parlamentsgebäude aus. Die Abgeordneten der Volkspartei werden in Büros in der Reichsratsstraße direkt hinter dem Hohen Haus ziehen.

Foto: APA/Roland Schlager

Mehr als 700 Arbeitsplätze, 5800 Umzugskartons, 7000 Inventarstücke wie Schreibtische, Schränke, Stühle, Lampen und Tresore sowie allerlei Gegenstände wie Pflanzen, Mistkübel, EDV-Geräte, Kunstwerke und Bibliotheksbestand – all das musste im Sommer 2017 im Zuge der Sanierung des historischen Parlamentsgebäudes an der Wiener Ringstraße temporär übersiedelt werden.

Heute, fünf Jahre später, befindet sich die Sanierung des Theophil-Hansen-Baus hinter der Pallas-Athene-Statue in ihrer finalen Phase. Schon bald können Mandatare und Mitarbeiter ihre Ausweichquartiere auf dem Heldenplatz und im Bibliothekshof wieder verlassen und in die renovierten Parlamentsräumlichkeiten zurückkehren.

Kommende Woche beginnt die große Rückübersiedelung, bis Jahresende soll sie abgeschlossen sein. Für viele Abgeordnete und Parlamentsmitarbeiter heißt in den nächsten Wochen und Monaten also: Kartons und Kisten packen. In Tranchen werden sie ihre renovierten Büros in mehreren Nebengebäuden des Parlaments beziehen. Freilich stehen allen Fraktionen auch direkt im Parlament eigene Räumlichkeiten zur Verfügung. Fix dort residieren werden unter anderem die drei Nationalratspräsidenten, der jeweilige Vorsitzende des Bundesrats, teils auch die Klubspitze mancher Fraktionen sowie die Parlamentsdirektoren und ihre Vizes.

ÖVP im Umzugsstress

Dieser Tage eifrig am Umzugskartons-Packen sind Abgeordnete der ÖVP, die bereits Ende kommender Woche vom Heldenplatz und vom Palais Epstein in ein Gebäude in der Reichsratsstraße direkt hinter dem Hohen Haus einziehen werden. Auch die Mandatare der SPÖ werden ihre Zwischenquartiere am Heldenplatz und im Palais Epstein verlassen und in Büros in der Reichsratsstraße ziehen – allerdings erst im Dezember. Allzu viel Hab und Gut sollte man aber nicht übersiedeln wollen, denn jeder Person sind maximal acht Umzugskartons gestattet, lässt die Parlamentsdirektion wissen. Durchgeführt wird die Rückübersiedelung vom Wiener Unternehmen Spedition Lang, das auch für die Übersiedelung vor fünf Jahren verantwortlich zeichnete.

Dieser Tage räumen die Abgeordneten der Volkspartei ihre Büros in den Ausweichquartieren. Im Bild die Mandatarin Irene Neumann-Hartberger.
Foto: ÖVP-Klub

Allerdings sind nicht alle Parlamentsklubs gleichermaßen von der Rückübersiedelung betroffen. Manche Klubs haben diese schon vor einiger Zeit hinter sich gebracht. Die Grünen haben in zwei Etappen – im Vorjahr und im Sommer dieses Jahres – ihre alten, aber renovierten Räumlichkeiten in der Löwelstraße bezogen. Die Neos sind über das Osterwochenende in ihre Büros in der Hansenstraße gezogen. Die FPÖ residiert bereits seit März 2020 wieder in der Reichsratsstraße. Sie musste allerdings nicht aufgrund der Renovierung des Parlaments temporär von dort ausziehen, sondern weil der Hauseigentümer die Sanierung angeordnete hatte.

Der parlamentarische Normalbetrieb soll im Jänner starten. Die große feierliche Wiedereröffnung, ein gemeinsamer Festakt von National- und Bundesrat, findet am 12. Jänner statt. Am 14. und 15. Jänner gibt es für die interessierte Öffentlichkeit außerdem zwei Tage der offenen Tür. Zehn Tage später wird Alexander Van der Bellen im Plenarsaal des Parlaments als Bundespräsident angelobt. Am 31. Jänner geht schließlich die erste reguläre Nationalratssitzung im renovierten Parlamentsgebäude über die Bühne.

Probesitzungen im Saal

Bevor es so weit ist, steht neben der Rückübersiedelung auch noch der eine oder andere Probelauf bevor. Mit Komparsen finden im November etwa Probesitzungen von Nationalrat und Bundesrat statt. Im Dezember sollen außerdem Ausschüsse und Veranstaltungen im Hohen Haus simuliert werden – damit alles einwandfrei funktioniert, wenn der reguläre Betrieb startet.

Die drei Pavillons (manche bezeichnen sie etwas treffender als Container), die in den vergangenen fünf Jahren auf dem Heldenplatz und im Bibliothekshof als Ausweichquartiere dienten, sind damit bald wieder Geschichte. Bereits von Anfang an war geplant, dass sie nach der Rückübersiedelung wieder abgebaut und anderweitig genutzt werden – wofür und wo genau, steht derzeit noch nicht fest. (Sandra Schieder, 19.10.2022)