Kann nicht verstehen, welches "kranke Gehirn" auf die Idee kommt, dass er das alles beauftragt haben könnte: Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

APA / Hans Klaus Techt

Werner Suppan, der Anwalt von Sebastian Kurz, präsentierte Mittwoch seine "Bombe": ein von Sebastian Kurz aufgezeichnetes Telefonat mit Thomas Schmid vom 18. Oktober 2021, in dem Schmid geradezu bestätige, dass Kurz ihm niemals einen "Auftrag" für unsaubere Aktionen (mit Steuergeld frisierte Meinungsumfragen) gegeben habe. Damit wären, sagt Suppan in der ZiB 2 Schmids Geständnisse vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) von ihm selbst widerlegt.

Ist das so? Oder handelt es sich nicht vielmehr um den seinerzeitigen Versuch von Kurz, schon vorsorglich eine Entlastungsstory aufzubauen? Um etwas, das im amerikanischen Gerichtsjargon "building an alibi" heißt?

Kurz, der inzwischen (am 9. Oktober 2021) als Kanzler zurücktreten musste, unter anderem wegen der Chats mit Schmid, ruft diesen am 18. Oktober 2021 an. Kurz kommt bald zur Sache:

SK: Du, und sag, das, was sie uns da strafrechtlich vorwerfen, kannst du dir das irgendwie erklären, weil ich mein, ich kann ... ich kann einfach irgendwie seither überhaupt nimma schlafen, weil ich schon an mir selbst zweifle. Aber ich hab dir doch nie irgendwie ... wir haben doch nie einen Auftrag gegeben, oder wir haben doch nicht einmal über Inserate und so was geredet ... oder ... oder ich habe doch nie gesagt, du sollst der Beinschab jetzt irgendwelche Aufträge geben. Wie kann man das behaupten, oder? Ich weiß ja nicht, ob ich jetzt schon alles vergessen hab ... ich, ich ...

Umeinandergeschickte Rechnungen

Kurz will offenbar von Schmid hören, dass er, Kurz, ihm nie einen Auftrag gegeben habe in Sachen frisierte Umfragen ("Beinschab-Tool"), mit denen über die Zeitung Österreich der Ruhm von Kurz vermehrt werden sollte (wofür es dann wieder Inserate gegeben habe).

Schmid liefert aber alles andere als eine glatte Bestätigung:

TS: Na, aber das is eben das Schlimme, dass man eben ... dass die ja ihre eigene Geschichte zusammenbauen, ja ... (...) Und dann hat eben der Frischmann ... diese Umfrage gemacht, weil der hat ja mit der Beinschab regelmäßig halt telefoniert ... und das war ja immer so, die hat einmal in der Woche diese Erhebungen gemacht, und dann hat ma’ halt noch ein, zwei Fragen angehängt, ja. Und ich mein, dass diese deppate Kuh dann diese Rechnungen da umeinanderschickt und aus dem die jetzt machen, das war alles a Auftrag, das war eine ganz andere Sache, ja. Und vor allem diese ganze Million, von der sie da reden, an Inseraten, da werden sie ja auch draufkommen, das haben ja weder ich noch der Frischmann noch sonst wer beauftragt, sondern das sind ja so große Kampagnen, die des BMF laufend gemacht hat, ja. Also, und ... da bin ich eigentlich relativ beruhigt, und dann die Geschichte mit diesem ... "was Partei und was ist nicht Partei", und da lässt sich dann halt wieder vortrefflich streiten. Weil die Grenzen einfach verschwimmen.

Kranke Gehirne

Dieses Herumschwurbeln von Schmid reicht Kurz nicht. Er setzt noch einmal nach:

SK: Aber sag einmal, welches kranke Gehirn kommt drauf, dass ich das beauftragt hätte im Jahr 2016, wo der Schelling Finanzminister war. Und weißt, also ... mir tut’s eh leid für dich auch, keine Frage und so, ich find nur ... ich find nur so skurril, wie kann man sagen, ich hätte das beauftragt. Oder ich hätte das angestiftet. Das verstehe ich irgendwie nicht.

Wiederum vermeidet es Schmid, eine Beauftragung durch Kurz klar zu verneinen.

TS: Na ja, das mit dem Anstiften ... ich kann dir das nicht konkret beantworten, weil das immer etwas Abstraktes ist. Und da nehmen sie so Gesamtzusammenhänge her, aus denen sie sich das ableiten.

Sebastian Kurz lässt nicht locker:

SK: ... aber du hast mir wahrscheinlich ... ich hätte mich nicht daran erinnern können, aber wahrscheinlich die eine oder andere Umfrage weitergeschickt, ja. Aber dass ich im Jahr 2016 gesagt hätte, jetzt stellts da irgendwelche Rechnungen aus und gebts irgendwelche Inserate. Also ich find’s einfach so eine Frechheit, dass man mir das unterstellen kann.

Schmid lässt sich nicht festlegen.

TS: Jaja, und das ist das Schlimme an denen, weil die bauen sich ihre eigenen Geschichten zusammen. Und ich kann da leider bei dieser Anstiftung ... ja, also wie gesagt, also wie die auf so was kommen, das kann ich dir nicht beantworten, ja. (Hans Rauscher, 21.10.2022)