Teth alias Black Adam (Dwayne Johnson) muss sich im Kampf erst selbst erfinden.

Foto: Warner Bros. Pictures

Die Superhelden- und Superheldinnenwelt ist im ständigen Wettbewerb, und das nicht erst seit gestern. Die Figur Black Adam ist ein gutes Beispiel. 1945 tauchte sie erstmals in einem Marvel-Comic auf, doch 1973 ging die Lizenz auf DC über. Die DC-Helden Superman und Batman waren dann auch lange Zeit erfolgreicher als Marvels Iron Man oder Spiderman. Doch dann kam Kevin Feige, der in den frühen 2000ern mit dem Marvel Cinematic Universe (MCU) für Disney das erfolgreichste Kinofranchise der Filmgeschichte kreierte.

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Während Marvel vor allem Popcorn-Kino-Fankost bietet, hat DC ein anderes Image: rau und düster. Das liegt vor allem an den Batman-Filmen, denen es gelang, Kinoerfolg mit Prestige zu verbinden. Und genau diesen Weg, so vermutet man, möchte der neue Chef von Warner Discovery, David Zaslav, mit seinem Zehnjahresplan für das DC Extended Universe (DCEU) weitergehen.

Politschwanger

Nach einigen Skandälchen im DCEU, etwa das Blockieren von Batgirl und die Personalia rund um The Flash Ezra Miller und Aquamans Freundin Amber Heard, kommt nun Black Adam unter der Regie des Spaniers Jaume Collet-Serra ins Kino. Mit dem hawaiianischen Ex-Wrestler Dwayne "The Rock" Johnson stimmt zumindest die Personalentscheidung: Johnson ist so beliebt, dass ihn viele gerne als US-Präsidentschaftskandidaten sehen würden. Dementsprechend politschwanger kommt Black Adam auch daher. Denn Black Adam, der anfangs Teth Adam heißt, ist ein ehemaliger Sklave und antiker Nationalheld in Kahndaq, einem ostafrikanischen Land, das nun, 5000 Jahre später, seit Jahrzehnten von westlichen Besatzern okkupiert ist.

Dagegen begehrt die Archäologin Adrianna (Sarah Shahi) auf. Aus dem Fund einer mythischen Krone verspricht sie sich Superkräfte für den Widerstand. Beim Abstieg in das Grab kommt es zur Konfrontation mit einer terroristischen Gruppe – doch da Adrianna alter Zaubersprüche kundig ist, auch zur Erweckung von Teth Adam.

Nur eine Folie

Teth Adam steigt empor, erledigt alle Gegner und wacht anschließend über seine Stadt, die er nicht mehr erkennt. Doch zwei Organisationen haben es auf ihn abgesehen: die Terroristen, darunter der Nachfahre des antiken Diktators, ein paar Superhelden der Justice League, namentlich Hawkman (Aldis Hodge), Dr. Fate (Pierce Brosnan) sowie zwei Eleven.

Die vier bekommen sogleich von Adriana die Leviten gelesen – in etwa so: Jetzt, wo unser Nationalheld auftaucht und ihr womöglich von unseren Rohstoffen abgeschnitten werdet, kommt ihr, um uns zu retten? Da wird der US-Außenpolitik kräftig auf die Finger gehaut. Doch der Politanspruch erweist sich nur als glatte Folie für ein Actionspektakel, das in seiner Inszenierung ganz bewusst an Jahrmarkt-Ästhetiken angelehnt ist.

Damit passiert das, was im DCEU nicht mehr passieren sollte – nämlich dass sich Ermüdung einstellt und sich der Film schließlich wie eine überfrachtete Vorlage ohne Tiefgang anfühlt, die nur dazu da ist, einen noch spektakuläreren Nachfolgefilm anzukündigen: Black Adam versus Superman. (Valerie Dirk, 22.10.2022)