Die RIAA sieht KI-Musiktools als wachsendes Problem.

(Dieses Symbolbild wurde mithilfe der Bildgenerierungs-KI Midjourney unter dem Prompt "sound graph on a glowing PC screen dark background" erzeugt.)

Foto: DER STANDARD/Pichler/Midjourney

Die Recording Industry Association of America, kurz RIAA, hat einen neuen Feind. Nachdem man sich jahrelang auf Tauschbörsen, Filehoster und P2P-Filesharing eingeschossen hat und viele Publisher sich lange gegen digitalen Vertrieb gewehrt haben, nimmt man nun künstliche Intelligenz ins Visier.

Die Organisation hat ihren Beitrag (PDF) für den Report über "berüchtigte Märkte für Produktfälschungen und Piraterie" an die US-Handelskommission FTC übermittelt. Neben den üblichen Verdächtigen – vorwiegend Piratenseiten und Torrentportale – listet man dort auch Onlinetools zur KI-basierten Musikbearbeitung auf, die man als wachsende Bedrohung betrachtet.

KI-Tools verbessern Songs

Dabei geht es etwa um Services, die den Klang von Songs optimieren, Remixe erzeugen oder versuchen, den Gesang aus einem Stück zu entfernen. Letzteres wird etwa genutzt, um Instrumentalversionen zu erhalten, die sich für Coverversionen oder Karaoke nutzen lassen. Gerade auf diese Dienste hat sich die RIAA besonders eingeschossen. Instrumentaltracks werden oft vom Publisher selbst gar nicht angeboten. Erwähnt werden außerdem Generatoren, die eigenständig Musik nach Vorgaben des Nutzers erzeugen.

Wie viel KI tatsächlich im Einsatz ist, variiert dabei stark, erinnert Torrentfreak zu Recht. Oft dürfte es sich eher um mehr oder weniger ausgeklügelte Algorithmen denn um trainierte digitale neuronale Netzwerke handeln. Die Technologie bleibt freilich nicht stehen, zumal sie immer zugänglicher wird, wie etwa auch Bildergenerierungs-KIs wie Dall-E, Google Imagen, Midjourney und Stable Diffusion zeigen.

Copyrightfrage

Die RIAA befürchtet, dass derlei bearbeitete oder erzeugte Songs "sehr ähnlich oder so gut wie Tracks bekannter Künstler" klingen könnten. Dabei wirft man eine rechtliche Frage auf, deren Klärung in Zukunft in der Tat spannend werden könnte. Denn die KI-basierten Dienste würden copyrightgeschützte Musik von Mitgliedern des Musikverbands verwenden, um ihre Modelle zu trainieren.

Diese hätten das aber nie genehmigt, weswegen man hier Urheberrechtsverletzungen sieht. Daher seien "die Dateien, die diese Services erzeugen, jedenfalls unautorisierte Kopien oder unautorisierte Derivate der Werke unserer Mitglieder", so die Lobbyorganisation.

Als Plattformen, die man aufgrund ihres KI-Einsatzes der Piraterie bezichtigt, nennt die RIAA konkret den Mastering-Service Songmastr sowie die Plattformen "Remove Vocals" und "Acapella Extractor". Die Betreiber von Songmastr und Acapella Extractor gaben gegenüber Torrentfreak an, dass die RIAA mit ihnen bislang noch nicht Kontakt aufgenommen oder eine Beschwerde übermittelt habe. (gpi, 24.10.2022)