"Overwatch": Manche Einzelhändler verkaufen ein Spiel, das es gar nicht mehr gibt.

Foto: Blizzard

"Overwatch 2" polarisiert Wochen nach dem Launch immer noch, jüngster Stein des Anstoßes ist aber diesmal nicht die stotternde Technik oder die von vielen Spielenden als dreist empfundene Monetarisierung, sondern das Vorgängergame. Dieses wird bei etlichen Einzelhändlern immer noch verkauft, obwohl es nicht mehr spielbar ist, da "Overwatch 1" vollständig durch seinen Nachfolger ersetzt wurde.

"Overwatch 2" ist im Gegensatz zum Vorgänger ein Free-to-Play-Spiel, das ausschließlich über digitale Wege vertrieben wird. Kauft man dennoch eine physische Kopie des Vorgängers und legt die CD ins Laufwerk, wird automatisch "Overwatch 2" installiert – das es völlig gratis via battle.net zum Download gibt.

Große Ketten wie Gamestop haben im Vorfeld des Launches von "Overwatch 2" ihre Mitarbeiter angewiesen, physische Kopien von "Overwatch 1" zu zerstören. Andere Einzelhändler dürften diesem Beispiel nicht gefolgt sein und verkaufen weiterhin ein Spiel, das es nicht mehr gibt. Vor allem die Versionen von "Overwatch 1" für Xbox und Playstation dürften noch im Umlauf sein und teilweise um über 30 Euro verkauft werden, wie "Eurogamer" berichtet.

Alle Inhalte des ersten Teils kosten 12.000 Dollar

Ein nicht mehr aktiviertes Produkt zu kaufen, dessen Nachfolger es darüber hinaus auch noch gratis gibt, ist schon ärgerlich genug, aber im Fall von "Overwatch" kommt noch ein Aspekt dazu: die Übertragung von legendären Skins oder Glücksbringern des ersten Teils auf den zweiten. Mit der Ablöse von "Overwatch 1" durch dessen Nachfolger kündigte Blizzard an, alle freigespielten Inhalte auf den zweiten Teil zu übertragen, damit Veteranen des ersten Teils ihre hart erspielten (oder erkauften) Skins behalten können.

Da physische Kopien des ersten Teils immer noch verkauft werden, könnten Gamerinnen und Gamer annehmen, sie könnten mit dem Kauf des ersten Teils günstig an dessen legendäre Skins kommen. Der Gedanke ist nachvollziehbar, kostet es doch in "Overwatch 2" rund 12.000 Dollar, um alle Skins, Sprüche und Talismane des ersten Teils nachzukaufen. Eine Irreführung der Konsumentinnen und Konsumenten, ist man sich im "Overwatch"-Subreddit einig. Dazu kommt, dass die versprochene Übertragung von Skins von Teil eins auf Teil zwei noch immer nicht reibungslos funktioniert.

"Overwatch 2" geriet zum Launch in heftige Kritik. Technische Probleme begleiteten den Start des Spiels, dann sah sich Entwickler Blizzard auch noch massiven DDoS-Attacken ausgesetzt. Bereits im Vorfeld gab es eine heftige Debatte über die Monetarisierung des Titels, weil zwar sämtliche Inhalte erspielbar sind, aber zahlende Nutzer des Battle Pass deutlich früher auf neue Helden als Spielfigur zugreifen können als die Gratisspielerschaft.

All die Kritik und die technischen Unzulänglichkeiten taten dem Erfolg des Spiels keinen Abbruch: Nach nur zehn Tagen vermeldete Blizzard 25 Millionen Spielerinnen und Spieler weltweit.

Nicht der erste Fall

"Overwatch" ist nicht das erste Spiel, von dem nach der Free-to-Play-Umstellung noch physische Kopien verkauft wurden. So finden sich in Österreich noch immer Boxen von "Destiny 2" in den Abverkaufskisten diverser Einzelhändler, obwohl das Game längst kostenlos gespielt werden kann. Ähnlich verhält es sich mit der Basisversion von "The Elder Scrolls Online", die man ab und zu auch noch auf den Wühltischen findet. Prominentestes Beispiel dürfte aber bis heute "Warhammer Online: Age of Reckoning" sein, dessen Box-Varianten für den PC noch Jahre nach dessen Server-Shutdown anno 2013 weiterverkauft wurden. (pez, 25.10.2022)