USB-C scheint ein zukunftssicherer Standard zu sein. Bis auf Apple setzen die meisten Hersteller bereits seit Jahren darauf.

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Der einheitliche Ladestandard USB-C für Smartphones und andere Geräte in der Europäischen Union kommt. Der Rat der EU-Staaten gab am Montag die endgültige Zustimmung für die neue Regelung, die ab Herbst 2024 gelten wird. Neben Smartphones fallen auch etwa Tablets, E-Reader, Digitalkameras, Kopfhörer, tragbare Lautsprecher und Tastaturen unter die neuen Regeln. Für Laptops gelten die Vorgaben, auf die sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments im Juni verständigt hatten, ab Frühjahr 2026.

Was bedeutet das für die Nutzerinnen und Nutzer? Eine Vereinfachung klingt im ersten Moment ausschließlich gut, dennoch regt sich auch Kritik an dem neuen Standard. Ein Pro & Contra.

Pro

von Alexander Amon

"Ein Ladegerät, das für mehrere Geräte geeignet ist, spart Geld und Zeit und hilft uns außerdem, Elektroschrott zu vermeiden", sagte der tschechische Industrieminister Jozef Síkela am Montag im Namen der derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft. Damit wurde die jahrelange Diskussion beendet, ob man den Ladestandard USB-C denn nun für alle Tablets und Smartphones umsetzen möchte oder nicht. Tatsächlich fasst der EU-Politiker kurz und prägnant zusammen, was sich viele Nutzerinnen und Nutzer seit Jahren denken.

Ganz ehrlich, wer nicht im Apple-Universum haust, der ist wohl mittlerweile zu fast 100 Prozent auf USB-C umgestiegen, wenn es um Ladeanschlüsse geht. Gut, nervig sind bei Urlaubsreisen vielleicht noch elektrische Zahnbürsten oder Rasierer, die auch ihre eigenen Süppchen kochen. Aber zumindest die Technik zu vereinheitlichen war schon lange überfällig. Für Tablet, Smartphone und Laptop drei Kabel mitnehmen zu müssen war und ist ein unnötiger Mehraufwand, den man künftig im Idealfall vermeiden kann.

Die Entscheidung, sich auf USB-C zu einigen, ist ebenfalls eine gute. Keine Ober- und Unterseite, wie bei alten USB-Standards, die so nervig waren, dass sogar Memes zu ihnen gezeichnet wurden. Auch bei der Ladeleistung wird man künftig bis zu 240 Watt anbieten können, was für die kommenden Jahre ausreichend scheint.

Was wir uns natürlich nicht erwarten dürfen, ist, dass die Hersteller diese Vereinfachung an die Kunden weitergeben. Der Verdacht liegt nahe, dass manche Big Player wie etwa Apple davon ausgehen, es hätte ohnedies jeder Nutzer ein Kabel – man bräuchte also keines beilegen. Unter dem Deckmantel der Umweltfreundlichkeit wurde so zuletzt bei vielen Herstellern – und Apple hat damit begonnen – der Netzstecker entfernt. Auch den hat jeder laut Hersteller ja schon zu Hause.

Ganz ehrlich: 17 USB-C-Kabel braucht kein Mensch, aber die Hersteller hätten ja für die Ersparnis schon beim Netzstecker einen Gutschein beilegen können für Leute, die dann doch noch eines benötigen. Stattdessen werden die Geräte teurer und immer mehr an Peripherie gespart.

So kann man die Entscheidung letztlich mit einem großen lachenden und einem kleinen weinenden Auge betrachten. Wenn dann im Urlaub nämlich ein USB-C-Kabel zu wenig am Start ist, wird man für die zehn mitgebrachten Tech-Geräte mit der Familie Nummern ziehen müssen. Oder dann doch wieder 17 USB-C-Kabel mitnehmen.

Contra

von Mickey Manakas

Umweltschutz und Konsumentenfreundlichkeit: Damit wird die bevorstehende Vereinheitlichung von Ladekabeln in der Europäischen Union argumentiert. Prinzipiell ein unterstützenswertes Vorhaben also. In Wirklichkeit könnte der Plan jedoch nach hinten losgehen, und zwar aus mehreren Gründen.

Dass zum Beispiel Apple hinter dem Zwang, auf USB-C umzusteigen, Innovationsfeindlichkeit wittert, verwundert niemanden. Im Gegensatz zur Konkurrenz verbaut der iPhone-Hersteller noch immer seinen proprietären Lightning-Anschluss. Wohl auch deshalb, weil der Verkauf von passenden Accessoires ein lukratives Geschäft darstellt.

Aus der Luft gegriffen sind die Argumente des Unternehmens dennoch nicht, wie eine öffentliche Stellungnahme von Jeffrey L. Ravencraft, also dem Leiter des USB Implementers Forum (USB-IF), nahelegt. Laut ihm werde das Vorhaben den technischen Fortschritt ausbremsen – und zwar ganz einfach deshalb, weil die EU-Bürokratie zu träge ist, um mit der Realität mitzuhalten. Blöd aus der Wäsche schauen schlussendlich also Konsumentinnen und Konsumenten, denen die Möglichkeit einer schnelleren Aufladung und Datenübertragung allein deshalb vorenthalten wird, weil der USB-Standard nicht nur die Zertifizierung des USB-IF sondern jene der EU brauchen wird.

Dabei handelt es sich jedoch bei weitem nicht um das einzige Problem. Allein 2021 wurden mehr als 237 Millionen iPhones verkauft, denen allesamt ein Lightning-Kabel beiliegt, das für Apple-Kunden bald schon unbrauchbar ist– und somit Berge an Elektroschrott produzieren dürfte. Denn seien wir mal ehrlich: Ein Ende des Trends, zumindest alle zwei Jahre ein neues Smartphone zu kaufen, ist nicht abzusehen. Die Ankündigung der EU, den jährlichen Elektroschrott zu reduzieren, ist also ziemlich fadenscheinig.

Ganz abgesehen davon dürfte der potenzielle Schaden für Kundinnen und Kunden die Vorteile übertrumpfen. Schon länger kursiert das Gerücht, dass Apple sich bald ganz vom physischen Ladeport verabschieden will, um zu 100 Prozent auf drahtlose Stromversorgung zu setzen. Das EU-Gesetz dürfte dem Unternehmen neue Motivation gegeben haben, Nägel mit Köpfen zu machen. Was das im Umkehrschluss bedeuten würde? Ein vorzeitiges Ende der geplanten Vereinheitlichung.