Seit Donnerstag ist Anton Mattle (ÖVP) auch offiziell Landeshauptmann Tirols.

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Wien – Der neue Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) ist am Donnerstagnachmittag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt worden. Mit der Zeremonie in der Wiener Hofburg ist die Amtsübergabe von Ex-Landeshauptmann Günther Platter an Mattle nun komplett. Van der Bellen zeigte sich überzeugt davon, dass Mattle die Herausforderungen wie Klimakrise oder Inflation "anpacken" könne.

Der 59-jährige bisherige Landesrat und ÖVP-Obmann Mattle folgt Platter nach, der Tirol mehr als 14 Jahren lang regiert hatte. Neben Mattles Familie war am Donnerstag auch Platter mit nach Wien gekommen und wohnte der Angelobung in der Hofburg bei.

Van der Bellen nimmt Vertrauensverlust in Politik "schon ernst"

Es lasse sich aus Mattles bisherigen Interviews "sehr gut herauslesen, dass es Ihnen ums Anpacken geht", sagte Van der Bellen bei seiner Rede im Maria-Theresien-Zimmer in der Präsidentschaftskanzlei. Dass Mattle anpacken könne, habe auch dessen bisheriges Wirken gezeigt, verwies das Staatsoberhaupt auf die zahlreichen früheren Tätigkeiten des frischgebackenen Landeshauptmannes.

Diese Eigenschaft des "Anpackens" sei angesichts des zahlreichen aktuellen Herausforderungen auch wichtig, so Van der Bellen. Besonders strich der Bundespräsident die Themen Klimawandel, Corona-Pandemie und Inflation hervor. Er sprach aber auch das schwindende Vertrauen in die Politik an: "Das nehme ich schon ernst, weil Demokratie nur funktionieren kann, wenn Parteien integer handeln und mit dem ihnen geliehenen Vertrauen sorgfältig umgehen."

Bei Kampf gegen Klimakrise nicht auf Errungenschaften ausruhen

Die größte Sorge aber sei die Klimakrise, so der ehemalige Grünen-Chef. Man liege jetzt im Oktober zehn Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt. "Ich bin sehr froh, dass sich die jungen Leute, die Jugend, für dieses Thema interessiert, weil sie speziell erkannt hat, dass es um ihre Zukunft geht." Die Einstellung sollte nicht sein "Wir haben eh schon so viel gemacht", sondern: "Was können wir noch tun?" Dies könne etwa mehr Sonnenenergie oder "ein Windradl mehr" sein – oder auch die Modernisierung bestehender Infrastruktur, sagte Van der Bellen.

Angesprochen wurde vom Bundespräsidenten auch das Thema der Unterbringung von Flüchtlingen in den einzelnen Bundesländern. "Ich persönliche habe in Tirol seit dem Jahr 1945, wo ich als Baby im Kaunertal gelandet bin, Tirol als gastfreundliches Land erlebt, wo mir im wahrsten Sinne eine Heimat geschenkt wurde", verwies er auf seinen eigenen Migrationshintergrund.

Nunmehr schwarz-rote Regierung in Tirol

Die meisten dieser Probleme seien nur gemeinsam lösbar. "Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute für diese verantwortliche Tätigkeit", so Van der Bellen, der sich überzeugt gab, dass Mattle die besten Voraussetzungen dafür bringe.

Am Dienstag zuvor hatte sich der neue Tiroler Landtag im Innsbrucker Landhaus konstituiert – vier Wochen nach der Landtagswahl. Im Mittelpunkt stand dabei die Wahl und Angelobung der neuen schwarz-roten Landesregierung unter Mattle und seinem ersten Stellvertreter, SPÖ-Chef Georg Dornauer. Bei der Landtagswahl am 25. September hatte die ÖVP eine empfindliche Niederlage erlitten: Sie verlor mehr als neun Prozentpunkte und landete bei knapp 35 Prozent. Ein teilweise prognostizierter Komplettabsturz unter 30 Prozent blieb jedoch aus. Die SPÖ gewann nur geringfügig dazu und musste den zweiten Platz an die FPÖ abgeben. (APA, 27.10.2022)