Kraft soll und will wieder jubeln.

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Die Fußball-WM in Katar macht einen ungewöhnlich frühen Weltcup-Auftakt im Skispringen möglich. Um dem Beginn des Großereignisses auszuweichen, startet die Schanzensaison bereits dieses Wochenende in Wisla in Polen. Ausgetragen als schneelose Hybrid-Variante aus Eisanlaufspur und Kunststoffmattenlandung. Fortgesetzt wird der Weltcup erst drei Wochen später in Ruka. Höhepunkt des besonders langen Winters ist die WM in Planica.

Das ÖSV-Männerteam ist ungeachtet des ungewohnten Beginns im Saisonverlauf einmal mehr auf Siege und Medaillen aus. Angeführt wird es von Dauerbrenner Stefan Kraft. Der zweimalige Gesamtweltcupsieger soll aber nicht Alleinunterhalter sein. "Er war natürlich die letzten Jahre der, der viele Erfolge gefeiert hat. Es ist klar, dass er das wieder zeigen kann. Ich bin froh, dass er in der Vorbereitung verletzungsfrei durchgekommen ist. Aber wir haben eine gute, stabile Mannschaft, die jederzeit gewinnen kann von den Einzelathleten her", betonte Cheftrainer Andreas Widhölzl.

Konstanz

Kraft landete im Gesamtweltcup 2021/22 nach vier Siegen, aber auch einer Schwächephase auf Platz fünf. In der neuen Saison hofft der 29-Jährige nach diesmal reibungsloser Vorbereitung auf mehr Konstanz auf höchstem Niveau. "Ich will wieder einer der besten Skispringer der Welt sein", stellte Kraft klar. Selbiges soll dem Sieger von 2014/15 endlich auch wieder bei der Tournee gelingen. WM-Edelmetall ist ein weiteres Ziel des dreifachen Weltmeisters. Nach guten Trainings in Innsbruck fühlt sich der seit Sommer verheiratete Pongauer für den frühesten Auftakt der Geschichte gerüstet. "Ich bin gut vorbereitet." Ein Fan des schneelosen Formats ist er aber nicht, "aber ich freue mich trotzdem, dass es jetzt losgeht."

In der vergangenen Saison haben Jan Hörl und Daniel Huber je einen Sieg gefeiert. Und bei Olympia beinahe auch Manuel Fettner, der Überraschungszweite von der Normalschanze war in der Vorbereitung stark unterwegs. "Er hat den guten Trend weitergeführt", so Widhölzl über den 37-jährigen Team-Oldie. Fettner selbst blickt über Wisla voraus schon auf die späteren Bewerbe. "Die Vorfreude ist groß, wenn auch auf die zweite Weltcup-Station in Kuusamo in Finnland sogar noch etwas größer, als auf Wisla."

Kollektiv

Widhölzl sieht die gesamte Mannschaft, ihres Zeichens Team-Olympiasieger, im dritten Jahr unter seiner Führung gut aufgestellt. Auch Hörl, Youngster Daniel Tschofenig und der wieder komplett fitte Michael Hayböck mit neuem Ski-Material seien gut in Schuss. Sein einziges Sorgenkind ist derzeit Huber, der wegen einer Knieblessur mehrere Wochen mit dem Training aussetzen musste, aber dennoch wie Philipp Aschenwald als siebenter Mann im Wisla-Aufgebot steht.

Saisonziel des ÖSV ist es, standesgemäß bei allen Highlights ganz vorne mitzumischen und WM-Medaillen einzuheimsen. Auch bei der Tournee soll es endlich wieder besser klappen. "Es wäre schon cool, wenn wir da einen besseren Start zusammenbringen", so Widhölzl. Viel liegt ihm außerdem am neuerlichen Gewinn des Nationencups. "Den wollen wir auf jeden Fall verteidigen. Das ist ein Riesenthema – nicht nur für uns Trainer, auch für die Athleten. Es ist schon eine coole Sache, wenn man die konstanteste Mannschaft über das ganze Jahr ist."

Etwas "Bammel" habe er aber vor der Mammutprogramm der "ewig" dauernden Saison vom 5. November bis 2. April mit über 30 Einzelbewerben plus WM im Februar/März. "Das wird eine schwierige Aufgabe, aber wir fühlen uns gut vorbereitet", sagte der 46-Jährige. Als herausfordernd, aber letztlich problemlos bezeichnete er den durch Abgänge nötig gewordenen Umbau seines Betreuerstabes an mehreren Positionen. "Das gesamte Team funktioniert sehr gut."

Weltcup-Titelverteidiger ist der Japaner Ryoyo Kobayashi (8 Siege und Tournee-Titel 2021/22). Es wird aber auch wieder mit den Norwegern, Slowenen, Deutschen und Polen zu rechnen sein.(APA, 2.11.2022)