Klimaaktivismus im Museum (hier: London) könnte in Deutschland als strafbar gelten.

Foto: Imago/Just Stop Oil

Den Haag/Berlin/Wien – Nach einer Klebstoffattacke auf das weltberühmte Vermeer-Gemälde "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" sind drei Klimaaktivisten in den Niederlanden zu zwei Monaten Haft, einer davon unbedingt, verurteilt worden. Das Gericht in Den Haag sprach bei der Urteilsverkündung am Mittwoch von einer "schockierenden" Tat, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Zwar sei das kostbare Gemälde unversehrt, doch seien der Rahmen und die Rückseite des Bildes beschädigt worden.

Die drei Männer hatten sich in der vergangenen Woche mit Klebstoff an der Schutzglasscheibe des im Museum Mauritshuis in Den Haag ausgestellten Gemäldes festgeklebt und das Bild mit Tomatensauce beschmiert. Klimaaktivisten hatten in den vergangenen Monaten eine ganze Serie von Aktionen und Blockaden veranstaltet, die sich unter anderem gegen berühmte Kunstwerke richteten.

In Londons National Gallery überschütteten sie Vincent van Goghs Meisterwerk "Sonnenblumen" mit Tomatensuppe, in der deutschen Stadt Potsdam bewarfen Aktivisten ein Werk des Impressionisten Claude Monet mit Kartoffelbrei. Im August klebten sich zwei Aktivisten an ein Werk von Lucas Cranach dem Älteren in der Berliner Gemäldegalerie und in Dresden an die weltberühmte "Sixtinische Madonna" von Raffael.

Haftstrafen auch für Aktivisten in Deutschland möglich

Laut dem deutschen Justizminister Marco Buschmann (FDP) wären in bestimmten Fällen auch Gefängnisstrafen für Klimaaktivisten möglich. "Wer Kunstwerke bewirft, kann sich einer Sachbeschädigung strafbar machen. Eine Straßenblockade kann als Nötigung bestraft werden. Und wenn Rettungswagen ausgebremst werden, kommt auch eine Strafbarkeit wegen fahrlässiger Körperverletzung in Betracht", sagte er der "Bild"-Zeitung. In Österreich würde das im Anlassfall ähnlich aussehen.

Bisher kam es etwa in Wien aber kaum zu strafrechtlichen Anzeigen im Zuge der Klebeproteste, so die Polizei auf APA-Anfrage. Denn in der Bundeshauptstadt hatten die Blockaden – wie in Berlin – zu keinen ernsthaften Problemen der Einsatzkräfte geführt. Und es wurden noch keine Beschädigungen von Kunstwerken vorgenommen. Bisher habe es sich größtenteils nur um Verwaltungsübertretungen gehandelt.

Protest als "Sackgasse"

Nur am 15. September wollten sich im Naturhistorischen Museum Aktivisten bei einem Exponat ankleben. Das wurde jedoch im letzten Moment verhindert. Es wird gegen drei Personen wegen des Verdachts der versuchten Sachbeschädigung bzw. der versuchten schweren Sachbeschädigung ermittelt. Alle drei wurden auf freiem Fuß angezeigt. Der Fall ist bereits bei der Staatsanwaltschaft anhängig.

In Deutschland betonte derJustizminister nun: "Gesetze sehen neben Geldstrafen auch in bestimmten Fällen Freiheitsstrafen vor." Diese Gesetze gelte es auch durchzusetzen.

Die deutsche Grünen-Politikerin Renate Künast sagte, diese Form des Protests führe in eine "Sackgasse". Künast weiter: "Wenn der Kern des Problems nicht mehr diskutiert wird, sondern nur noch die Frage 'ist das ein legitimer Protest' – genauso bei dem Thema Bilder und Museen", sagte sie dem RBB-Inforadio. "Ich finde, es macht keinen Sinn. Es ist eine Sackgasse."

Museum Barbarini

Klimaaktivisten der "Letzten Generation" hatten auch in Deutschland zuletzt mit aufsehenerregenden Aktionen demonstriert. Ende Oktober verzögerte nach Angaben der Feuerwehr eine Verkehrsblockade von Klimaaktivisten die Rettung einer lebensgefährlich verletzten Radfahrerin. Zuvor hatten Aktivisten im Potsdamer Museum Barbarini ein mehr als 100 Millionen Euro teures Gemälde mit Erdäpfelpüree beworfen. Passiert ist dem Kunstwerk dabei nichts, da es von einer Glasschicht geschützt war. Aktionen dieser Art gibt es derzeit häufiger – auch in anderen Ländern. (APA, AFP 2.11.2022)