In Linz wurde in den letzten Tagen randaliert. Allerdings auch schon kurz vor Halloween.

Foto: FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Linz, zwei Tage vor Halloween: 40 vermummte Männer fallen im Süden der Stadt gemeinsam über einen Gastgarten her, in dem sich auch Kinder und Frauen befinden. Sie werfen mit Gläsern, Aschenbechern, Stühlen und Stehtischen nach Menschen. Es werden vier Personen verletzt, drei davon schwer.

Linz zu Halloween: 129 Jugendliche und junge Erwachsene toben sich in der Linzer Innenstadt aus, randalieren, werfen mit Böllern nach Passanten. Zwei Polizeibeamte werden leicht verletzt.

Video: Aufnahmen aus der Nacht der Halloween-Randale
APA/DER STANDARD

Nichts mitbekommen

Vom ersten Vorfall hat die breite Öffentlichkeit nicht viel mitbekommen. Über den zweiten weiß ganz Österreich Bescheid. Er zieht nun tagelange mediale Analysen nach sich. Denn wie wir dank der Polizei nun genauer wissen, waren unter den Randalierern, die sich offenbar durch Tiktok -Aufrufe gefunden haben, auch sechs Asylwerber und 35 Asylberechtigte, jedenfalls überwiegend Kids mit Migrationshintergrund.

Reflexartig reagierte die Politik sofort mit Ankündigungen der "vollen Härte", es wird geprüft, wie schnell man wen abschieben kann. "Phänomene" wie die chinesische Plattform Tiktok werden erörtert, und während Rechtsextreme wie immer "Ausländer raus" rufen, übersetzt man das in bürgerlichen Kreisen gerne so: "Das wird man ja noch sagen dürfen, dass die nicht von hier sind."

Darf man. Tut man. Immer.

Aber was ist mit den 40 erwachsenen Männern, die einfach so Gäste in einem Schanigarten terrorisieren? Die waren "Fußballfans", "Hooligans", da kommt so was eben vor.

Da fragt man sich schon: Geht es um Grenzen, die in einer zivilisierten Gesellschaft nicht überschritten werden dürfen? Geht es um die Verhinderung und Bestrafung von Gewalt? Oder doch auch um Rassismus?

Populistische Reflexe

Das Problem ist nämlich, dass dieser populistische Reflex ein Schuss ist, der nach hinten losgeht: Denn betroffene Jugendliche, die man mit der allseits beliebten "vollen Härte" behandeln will, werden damit kaum zu wertvolleren, konstruktiveren Mitgliedern unserer Gesellschaft. Es braucht Sozial- und Jugendarbeit. Und Geld dafür. Denn alle wird man nicht abschieben können, wenn man sich noch ein bisschen menschenrechtskonform gerieren will. Jugendlichen den Schutz zu entziehen, statt sich mit ihnen ernsthaft auseinanderzusetzen: Das ist das Gegenteil von gelebter Integration und verantwortungsvoller, mitmenschlicher, empathischer Politik.

Die Jugendlichen aber lernen dieser Tage wieder etwas: Meine Herkunft oder die meiner Eltern, mein Aussehen oder meine Hautfarbe, all das kann ich mir nicht so leicht überziehen oder wieder abstreifen wie ein Fantrikot. Denn unterhalb stecke immer noch ich: der Ausländer. (Colette M. Schmidt, 3.11.2022)