Elon Musk, der reichste Mann der Welt, will auf Twitter eine neue Meinungfreiheit einführen. Was er damit meint, bleibt fraglich.

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Alle reden über Elon Musk, den superbeliebten Sympathieträger südafrikanischer Herkunft. Elon ist allen ein Vorbild. Er ist fleißig, ehrgeizig und arbeitet unablässig am marktfundamentalistischen Traumziel, sich das ganze global verfügbare Gerstl (GVG) einzuverleiben und zum reichsten Menschen der Welt zu werden (hat er schon geschafft: 203 Milliarden Dollar auf einem auf sechs Monate gebundenen österreichischen Prämiensparbuch).

Der Weltreichste will er auch bleiben. Zuckerberg, die Meta-Lusche, die nur noch lausige 37 Milliarden besitzt, hat er aus dem Weg geräumt. Dabei muss man konzedieren, dass Zuckerberg mit seinen "Visionen" selbst kräftig daran mitgewirkt hat, dass der Pegelstand in seinem Geldspeicher schneller sinkt als ein Stück Blei in einem Swimmingpool.

Meister Musk's Verschwörungstheorien

Seine Zwangsidee, die Welt sei scharf darauf, die Capricciosa künftig lieber über das Metaverse zu erwerben als direkt in der Pizzeria Peppone, ist so überzeugend wie der Ratschlag, die Leute sollten sich bei Juckreiz besser mit dem rechten kleinen Zeh am Ohr kratzen als mit den Fingern.

Aber zurück zu Meister Musk. Zum Auftakt seiner Twitter-Eigentümerschaft hat er gleich eine Verschwörungstheorie geteilt, wonach es sich beim Überfall auf Paul Pelosi, den Gatten der Demokratin Nancy Pelosi, um eine mit dem Hammer ausgetragene Kontroverse zwischen Pelosi und einem Stricher gehandelt habe.

Gestaffelte Beschimpfungsgebühr

Für die Triftigkeit dieser Story gibt es nicht den Funken eines Beweises, aber trotzdem musste das einfach einmal gesagt sein: wegen der Meinungsfreiheit warat’s nämlich. Dass Musk den wertvollen Dienst der Verbreitung von Fake-Fantasien nicht umsonst leisten will, wird ihm niemand verdenken und daher auch gern acht Dollar pro Monat für einen "verifizierten" Twitter-Account überweisen.

Und Musk denkt an weitere Einnahmequellen: eine gestaffelte Beschimpfungsgebühr von zehn Dollar für leichte und zwanzig für schwere Beschimpfungen (genaue Tarifliste für "Asshole", "Schwurbler", "Schneeflocke" etc. demnächst erhältlich). Zudem gibt’s das Twitter-Premium-Abo um 50 Dollar, bei dem Twitteranten zehn Mordaufrufe pro Monat gratis abdrücken können. Die ungebundene Rede für freie Geister muss weiter möglich sein und sich auszahlen. Für Musk natürlich, nicht für Sie, was bilden Sie sich ein. (Christoph Winder, 5.11.2022)