Elo Resch-Pilcik hat die Sodexo-Gutscheine noch daheim liegen. 500 Euro sind die Coupons wert, die die Regierung als Klimabonus und Teuerungsausgleich an die hier lebenden Menschen verteilt. Viel Geld, findet die Herausgeberin eines Reisemagazins. "Ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen, wenn ich das ausgebe", sagt sie mit Blick auf jene, die es dringender bräuchten. Mit 500 Euro lässt sich ein nettes Wochenende verbringen, oder man legt es für die nächste Stromrechnung zur Seite. Das könnte gerechter verwendet werden, findet Resch-Pilcik.

Kritik, die schon andere vor ihr äußerten. "Nicht so sozial treffsicher, wie wir das eigentlich gerne hätten", hatte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr konstatiert. Nun haben rund 7,4 Millionen Menschen ihre 500 Euro überwiesen bekommen, 1,2 Millionen Sodexo-Gutscheine wurden verschickt, was auch für Sodexo lukrativ war. Rund vier Milliarden wurden verteilt. Doch was machen nun die Menschen damit?

Die aus Recyclingpapier hergestellten Gutscheine für den Klimabonus wurden eigens gestaltet. Ihre Gültigkeit endet am 31. Dezember 2023.
Foto: BMK / Perwein

Eine spannende Frage, wie Gerlinde Fellner-Röhling meint. "Menschen neigen zu mentaler Buchführung und behandeln Geldgeschenke häufig anders als z. B. Einkommen, sie werden leichter ausgegeben", sagt die Wirtschaftswissenschafterin. Erhebungen gibt es dazu noch nicht. Bei vielen dürfte der Klimabonus kein Extramascherl haben, wie eine kleine Blitzumfrage nahelegt. Je nach Auszahlungsmodus liegt er am Konto oder in einer Lade – und fließt ins Haushaltsbudget.

Martin S. hält es so. Der Komponist und Musiktherapeut hat sich die Summe beim Postamt abgeholt, hat sich in die lange Schlange eingereiht, um sich Bargeld aushändigen zu lassen. Das "gibt das Gefühl, es sich ein bisschen verdient zu haben". S. gibt das Geld nun kleinweise aus – um sich etwas zu gönnen. Auch Sebastian Zhurkow (18) hat sich belohnt – mit einem E-Scooter um 400 Euro: "Lange überlegt habe ich nicht", sagt der Schüler.

Zhurkow hat sich jüngst in Wien mit überwiegend schwarz gekleideten Gleichgesinnten versammelt. Ziel war das Multiversum in Schwechat, das zum Hotspot für Fans japanischer Comic-, Film- und Popkultur wurde. Auch Fabio Büchler (18) zählt dazu. Der Medizinstudent ist ein riesiger Cosplay-Fan. Büchler – blass und bunte Haare – hat sich ein Kostüm gekauft. Man kann für so etwas hunderte Euro ausgeben. Nicht allen hier sitzt das Geld so locker. Büchlers Nachbarin – feuerroter Pagenkopf, ebenfalls ganz in Schwarz – will die 500 Euro aufheben, "für die Energierechnungen".

So mancher gönnt sich mit dem staatlichen "Geldgeschenk" etwas Nettes oder legt es für eine dringend notwendige Anschaffung zur Seite.
Illustration: Aydogdu Fatih

Vernünftig, aber "mitunter kann so ein Geldgeschenk zu irrationalem Verhalten führen", sagt Forscherin Fellner-Röhling: Statt ein überzogenes Konto abzudecken, gibt man es für Konsum aus. Fellner-Röhling vermutet, dass die Effekte nicht besonders stark sind. Viele würden wohl angesichts gestiegener Lebenshaltungskosten das Geldgeschenk für nötige Anschaffungen jenseits des täglichen Bedarfs verwenden. Edvin Kimak (22) hat sich ganz fest vorgenommen, es "am besten zu sparen". Der Wirtschaftsstudent verdient sich in einer Restaurantkette seinen Unterhalt. Ein teures E-Bike und Klamotten hätten ihn ins Minus gezogen. Daraus habe er gelernt.

Spenden oder sparen

Nicola M. hat den Klimabonus noch gar nicht bekommen. Der stämmige Elektriker in der grauen Arbeitshose zählt sich zu den Problemfällen, darunter EU-Bürger und Drittstaatsangehörige, bei denen es bei der automatisierten Anspruchsprüfung durch das Innenministerium hake, so das Klimaschutzministerium. Der Klimabonus soll ihnen demnach in der zweiten Welle ab Februar 2023 ausgezahlt werden. Nicola M. plant ihn ebenfalls für die Stromrechnung ein. Andere haben ihren Klimabonus gespendet – rund 1500 Menschen etwa an die Caritas. Elo Resch-Pilcik will ebenfalls etwas Sinnvolles damit tun. Sie war jüngst auf eine Reise nach Kenia eingeladen. Wer diese Reise tut, unterstützt auch soziale regionale Projekte. Dafür will Resch-Pilcik nun spenden. (Regina Bruckner, 7.11.2022)