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Washington – Der frühere US-Präsident Donald Trump hetzt seine Anhänger weiter gegen die Parlamentsvorsitzende Nancy Pelosi auf, auch nachdem deren Mann bei einer Attacke im Haus des Paares verletzt wurde. Bei einem Auftritt in der Nacht auf Dienstag bezeichnete Trump Pelosi als "Tier". Er verwies auf die zwei Amtsenthebungsverfahren gegen ihn, die während seiner Präsidentschaft von den Demokraten im Abgeordnetenhaus in Gang gesetzt wurden. Sie scheiterten an den Republikanern im Senat.

Unmittelbar vor Trumps Auftritt sprach Pelosi emotional in ihrem ersten Interview seit der Angriff auf ihren Mann vor gut zehn Tagen. Während Pelosi in Washington war, brach ein Mann nachts in ihr Haus in San Francisco ein. Der Polizei zufolge weckte er ihren ebenfalls 82-jährigen Ehemann Paul und verlangte, die Parlamentsvorsitzende zu sehen. Als die von Paul Pelosi alarmierte Polizei eintraf, schlug der Mann mit einem Hammer auf ihn ein. In der Folge musste Paul Pelosi wegen eines Schädelbruchs operiert werden. Der Angreifer sagte später aus, er habe Pelosi befragen und ihre Knie zertrümmern wollen.

"Crazy Nancy"

Ihr setze besonders zu, dass ihr Ehemann nicht das eigentliche Ziel der Attacke gewesen sei, "aber er war derjenige, der den Preis bezahlte", sagte Pelosi dem Sender CNN. Sie brachte den Angriff in Verbindung mit Trumps Lüge über den ihm angeblich gestohlenen Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 und anderen von seinen Anhängern in der Republikanischen Partei verbreiteten Falschinformationen. Schon die Attacke von Trumps Anhängern auf das Kapitol in Washington im Jänner 2021 sei davon angetrieben worden. Trump nannte Pelosi jahrelang "Crazy Nancy" ("Verrückte Nancy").

Pelosi rief die Republikaner auf, sich von Trumps Rhetorik loszulösen. "Wir brauchen eine starke Republikanische Partei in unserem Land", sagte die Demokratin. Die Republikaner hätten großes für Amerika erreicht – "und sie sollten Stolz darauf sein, anstelle sich dem Kult eines Schurken auszuliefern."

Große Ankündigung

Bei der Veranstaltung am Dienstag hat Trump angedeutet, dass er kommende Woche seine Kandidatur für das Präsidentenamt bekanntgeben könnte. Er kündigte eine "sehr große Mitteilung" am 15. November an. Die einwöchige Wartezeit begründete er mit den Worten: "Wir wollen nicht, dass irgendetwas von der Bedeutung des morgigen Tages ablenkt."

An diesem Dienstag werden in den USA das Abgeordnetenhaus, Teile des Senats und Dutzende Gouverneure neu gewählt. Bei den Wahlen droht den Demokraten Umfragen zufolge der Verlust der Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Schon seit langem wird spekuliert, dass Trump nach einem Erfolg ihm wohlgesonnener Bewerber seine eigene Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 ankündigen könnte. Am Montag waren Gerüchte gestreut worden, dass dies schon beim Auftritt in Ohio passieren könnte. Am Ende blieb es jedoch bei der Ankündigung des Termins kommende Woche.

Trump hat als Ort für das Ereignis am 15. November sein Anwesen Mar-a-Lago in Florida ausgewählt. Bei dem Auftritt am Montag wiederholte er abermals seine Falschbehauptung, dass Joe Biden die Wahl im November 2020 nur durch Betrug gewonnen habe. (APA, red, 8.11.2022)