Der Londoner Peter Astor gastiert mit dem neuen Album "Time on Earth" beim Blue-Bird-Festival.

Elena Ferreras Carreras

Für einen Dandy wirkt er zu normal. Peter Astor ist ein T-Shirt-Pulli-Typ, trägt ein Sakko, dazu eine Hornbrille, als letztes Indiz dafür, dass er eher nicht körperlicher Arbeit nachgeht. Aber sonst könnte er alles sein. Vom Lehrer über Bibliothekar bis zur grauen Maus am Amt.

Tatsächlich ist Peter Astor Lektor an einer Uni und eine kleine Institution. Ein Songwriter, der bewegende Storys in bewegende Popsongs verpackt. Begonnen hat der jetzt 62-Jährige in den 1980ern mit den Weather Prophets. Aus dem Bandnamen blitzt eine gewisse Schlitzohrigkeit hervor, denn wie wird das Wetter in England schon sein? Mit oder mit ohne Regen. So.

Mit den Prophets brachte er es in einer dafür günstigen Zeit zu Bekanntheit, Songs wie Almost Prayed oder Worm in My Brain waren Indie-Hits, als artverwandte Bands wöchentlich die Titelblätter der Musikmagazine schmückten.

Tapete Records

Nach drei Jahren war es mit der Wettervorschau vorbei, seit 1990 veröffentlicht Astor unter eigenem Namen oder nannte sich, ohne wesentliche Änderungen an der Ausrichtung seiner Kunst vorzunehmen, The Wisdom of Harry. Etwas elektronischer war er als Harry, ansonsten veröffentlicht er unbeirrt von Trends und Moden seine Alben.

Blue Bird Festival im Porgy

Nun ist ein weiteres dazugekommen. Es heißt Time on Earth, und Astor wird es beim Wiener Blue-Bird-Festival live vorstellen. Das Songwriter-Fest läuft vom 24. bis 26. November im Wiener Porgy & Bess. Neben Astor treten Acts wie Black Country, New Road oder Jens Lekman auf.

Tapete Records

Astor ist von derselben Verschrobenheit wie Edwyn Collins, nur dass der einmal einen Welthit hatte, den ist Astor noch schuldig. Der Trubel, den das bedeuten würde, täte aber nicht zu ihm passen. Astors Songs sind das Gegenteil von marktschreierisch, speisen sich bei kleinen Beobachtungen aus dem Alltag und dessen Absonderlichkeiten. Das überträgt er in zärtlichen Gitarren-Pop. In Miracle on the High Street legt er Hall auf die Gitarre, in anderen rockt er soft mit Gefühl für Hooklines und die Schönheit.

So verdrückt er aussehen mag, er ist ein Ästhet wie Robert Forster von den Go-Betweens und seinem Stil treu geblieben. Das zeigt ein Lied wie Fine and Dandy, das er schon mit den Weather Prophets hätte aufnehmen können. Stillstand ist das nicht, Konsequenz und Unbeirrbarkeit. Ein Guter. (Karl Fluch, 10.11.2022)