Der Handel startet in die nächste KV-Runde. Zuletzt wurde demonstriert. Weitere Demos sind nicht ausgeschlossen.

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Wien – Heute, Dienstag, gehen die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel in die nächste Runde. Mit Demonstrationen in Wien und Salzburg hatte die Gewerkschaft vergangene Woche den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. "Handelsangestellte sind kein Schnäppchen", weist die Gewerkschaft das auf dem Tisch liegende Angebot der Arbeitgeber zurück, das einen Lohn- und Gehaltsanstieg von vier Prozent plus eine Einmalzahlung vorsieht. Damit würde bei einem Mindestlohn von 1.900 Euro brutto eine steuerfreie Prämie von 756 Euro anfallen, was in dieser untersten Lohngruppe plus 10,56 Prozent bedeute, hatte Handelsobmann Rainer Trefelik zuletzt argumentiert. Die Gewerkschaft lehnt Einmalzahlungen aber ab.

Die Positionen sind also noch weit voneinander entfernt. Angesichts der Rekordteuerung müsse eine ordentliche Gehaltserhöhung für die mehr als 400.000 Handelsbeschäftigten herausschauen. Von der höheren Kaufkraft würden die Händler auch profitieren, stellte Gewerkschafterin Barbara Teiber zuletzt klar.

"Kommen nicht weiter"

Heiß her ging es zuletzt auch bei den Verhandlungen zu einem neuen Kollektivvertrag für die Eisenbahner. Die Arbeitgeberseite hat die Verhandlungen in der vierten Runde unterbrochen, wie der WKÖ-Fachverband der Schienenbahnen am Sonntagabend mitteilte. "Wir kommen nicht mehr weiter und reden gegen eine Wand", erklärte Chefverhandler Thomas Scheiber. Die Gewerkschaft Vida habe mit Streik gedroht, obwohl man bis zu zwölf Prozent mehr Gehalt angeboten habe.

Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner wollen nach den abgebrochenen KV-Verhandlungen im Bahnsektor streiken. Die Gewerkschaft Vida habe die Freigabe für einen bundesweiten Warnstreik am kommenden Montag, 28. November, beim Gewerkschaftsbund (ÖGB) beantragt, hieß es am Montagnachmittag in einer Aussendung. Die Gewerkschaft spricht von einem "Mangel an Wertschätzung" und einem "nur kosmetisch geschönten Angebot" seitens der Arbeitgeber.

"Maßlos und unverantwortlich"

"Vor dem Hintergrund dieses Angebots Streikszenarien in den Raum zu stellen ist maßlos und unverantwortlich", kritisierte Scheiber. "Die Gewerkschaft hat den Boden der Realität komplett verlassen. Ein Plus von bis zu 24 Prozent auf die Gehälter und damit insgesamt mehr als 400 Millionen Euro ist für die Unternehmen unfinanzierbar, und damit werden Arbeitsplätze gefährdet", erklärte der Fachverbandsobmann.

Der Fachverband empfiehlt seinen mehr als 65 Mitgliedsunternehmen, darunter die ÖBB und die Westbahn, nun die Gehälter "auf freiwilliger Basis und unter Anrechnung künftiger KV-Erhöhungen, die Löhne und Gehälter vorab mit 1. Dezember 2022 befristet auf zwölf Monate um 200 Euro pro Monat, mindestens aber um 7,5 Prozent zu erhöhen".

Brauereien drohen mit Streik

Auch in der Brauindustrie spießt es sich: Die Kollektivvertragsverhandlungen für diesen Sektor sind auch nach drei Verhandlungsrunden noch ergebnislos. Das Angebot der Arbeitgeber umfasste bisher für die rund 3.500 Beschäftigten einen Fixbetrag von 100 Euro auf alle Lohn- und Verwendungsgruppen und eine Einmalzahlung von 300 Euro, teilten Pro-Ge und GPA in einer gemeinsamen Mitteilung mit. Damit liege man weit unter der den Verhandlungen zugrundegelegten Inflation von 6,9 Prozent.

Da es bisher keine Einigung gab, hätten vom 7. bis 9. November 25 Betriebsversammlungen in ganz Österreich stattgefunden, teilten die Gewerkschaftsvertreter mit. Die nächste Verhandlungsrunde sei für den 23. November angesetzt. Komme man hier wieder nicht zu einem Abschluss, würden die Betriebsversammlungen wiederaufgenommen. (bpf, 22.11.2022)