Schneekanonen, im Bild Abtenau in Salzburg, laufen auf Hochtouren, um auch bei milden Temperaturen für eine befahrbare Unterlage zu sorgen.

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In Zeiten des Klimawandels und diverser anderer Krisen sieht sich die Seilbahnwirtschaft mehrfach unter Druck: Einmal, was die Gewährleistung gut präparierter Pisten selbst bei milden Außentemperaturen betrifft; das andere Mal wegen des Vorwurfs, über die Maßen Energie zu verbrauchen – Energie, die angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ohnehin knapp ist. Auch die hohe Inflation setzt der Branche zu. Nun geht man zum Gegenangriff über.

"Dass wir so viel Energie verbrauchen, ist ein Mythos," sagt Franz Hörl. Der Obmann des Fachverbands Seilbahnen in der Wirtschaftskammer verweist auf einen seiner Ansicht nach "unverdächtigen Zeugen", das Umweltbundesamt. Dieses hat im Auftrag der Regierung erst kürzlich erhoben, wie hoch der Energieverbrauch im Tourismus tatsächlich ist. Die Sektoren Beherbergung, Gastronomie und Seilbahnen haben demnach einen Anteil von 1,55 Prozent am österreichischen Endenergieverbrauch. Gerechnet wurde der Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019.

Anteil bei 0,3 Prozent

Unter der Annahme, dass im Winter 80 Prozent des Energieverbrauchs von Seilbahnen und Infrastruktur, 100 Prozent von Pistenpräparierung und Beschneiung sowie 50 Prozent von Beherbergung und Gastronomie anfallen, ergibt sich für den Wintertourismus ein Endenergieverbrauch von 2780 Gigawattstunden (GWh). Das entspricht einem Anteil von 0,9 Prozent am jährlichen Endenergieverbrauch Österreichs. Auf Pistenpräparierung und technische Beschneiung allein entfallen etwas mehr als 0,3 Prozent des Gesamtenergiebedarfs im Land.

Etwas, an das vor einigen Jahren kein Gedanke verschwendet wurde, könnte nun spruchreif werden und Kreise ziehen: Seilbahngesellschaften, die sich nicht nur als Stromverbraucher gerieren, sondern zu Stromproduzenten mutieren. Hörl, selbst Hotelier, Seilbahner in Tirol und darüber hinaus Tourismussprecher der ÖVP, möchte den Bann brechen und als Erster in der Branche Windräder im Skigebiet Gerlos aufstellen. Die Sache sei aber alles andere als trivial. "Die Trümmer müssen wir erst einmal auf den Berg bringen," sagt Hörl. Die logistische Herausforderung sei enorm.

Speicherteiche nützen

Seilbahngesellschaften könnten nun auch zu Betreibern von Pumpspeicherkraftwerken werden und teuren Spitzenstrom produzieren. Teuer deshalb, weil mit solcher Art von Kraftwerken Strom dann ins Netz eingespeist werden kann, wenn er tatsächlich benötigt wird.

"Wir haben etliche Speicherteiche, die sich dafür anbieten würden," ergänzte Erik Wolf, Geschäftsführer des Fachverbands Seilbahnen bei einer Vorschau in die heurige Wintersaison. Zwar seien nicht alle geeignet, einige aber doch. Eine Potenzialanalyse habe ergeben, dass mit solcher Art von Kraftwerken 50 GWh bis 80 GWh Strom erzeugt werden könnten. Zum Vergleich: Die Kraftwerksgruppe Kaprun, größter Pumpspeicher Österreichs, kommt auf 742 GWh. Beim Bau neuer Speicherteiche sollte die Nutzung derselben als Pumpspeicher gleich mitbedacht werden, sagte Wolf.

Inflation törnt teilweise ab

Nach zwei herausfordernden Wintersaisonen, die durch Lockdowns wegen Corona geprägt waren, blickt die Branche heuer vorsichtig optimistisch Richtung Weihnachten und Neujahr. Das Marktforschungsinstitut Manova hat im Auftrag der Seilbahnwirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz abgefragt, wie stark das Interesse an Wintersport noch ist. Ergebnis: Skifahrer und Skifahrerinnen sind während der Pandemie nicht verlorengegangen, Skifahren ist in weiten Kreisen weiter begehrt.

Besonders stark ausgeprägt sei dies in Deutschland mit besonders hohem Nachholbedarf; in Österreich mache vielen Haushalten hingegen die hohe Inflation zu schaffen. Es planen heute weniger Menschen einen Skiurlaub. (Günther Strobl, 23.11.2022)