Foto: STANDARD/Matthias Cremer

Sogar Queen Elizabeth II. schickte damals, in den Tagen nach dem Hofburg-Brand am 27. November 1992, eine Beileidsbekundung nach Wien. Sie könne "das Ausmaß des Verlusts gut verstehen", ließ sie telegrafieren – gerade angesichts der Brandkatastrophe, die einige Tage zuvor Schloss Windsor teilweise zerstört hatte. Der Schaden in Wien war von ähnlicher Tragweite: Der Große und der Kleine Redoutensaal wurden schwer beschädigt, der Dachstuhl war teilweise eingestürzt, nur mit Mühe konnte verhindert werden, dass der Brand auf umliegende Gebäudeteile der Hofburg, etwa die Nationalbibliothek oder die Stallburg, übergriff. Der Schaden betrug knapp 60 Millionen Euro.

Nur reagierte das offizielle Wien deutlich gelassener als die schwer geschockte britische Königin. Der damalige Bürgermeister Helmut Zilk versprühte Zuversicht: Die Wienerinnen und Wiener seien nach dem Zweiten Weltkrieg vor den Ruinen des Stephansdoms gestanden – da werde man "das hier auch noch schaffen". Tatsächlich wurden die Redoutensäle bald darauf glanzvoll restauriert, derzeit beherbergen sie das österreichische Parlament.

Fotos, die um die Welt gingen

DER STANDARD, damals Hofburg-Nachbar mit Redaktionssitz auf dem Michaelerplatz, war einer der Ersten vor Ort, nahezu zeitgleich mit den ersten Löschzügen der Feuerwehr. STANDARD-Fotograf Matthias Cremer schoss damals Bilder, die um die Welt gingen.

Die Brandursache konnte nie ganz geklärt werden: Ein elektrischer Defekt oder glosende Zigarettenreste gelten als mögliche Auslöser. Durch den starken Westwind waren Teile der Innenstadt von fliegenden Glutnestern bedroht, über 60 Wohnparteien in der Umgebung der Hofburg mussten evakuiert werden – ebenso wie 69 Lipizzaner, die von freiwilligen Helferinnen und Helfern in den Volksgarten gebracht wurden. Die Autorin war dabei, sie büßte durch einen ausschlagenden Hengst zwei Zähne ein. Und sie lernte eine Lektion fürs Leben. Reporterinnenneugier ist gut, aber halte dich von nervösen Pferden fern.

Die Feuerwehr kämpfte auf Alarmstufe 7 (von 9) gegen die Flammen: Der Brand in den fensterlosen Redoutensälen wurde erst spät entdeckt, die Hitzeentwicklung war enorm. Matthias Cremer hielt die Brandnacht für den STANDARD fotografisch fest – 30 Jahre später immer noch eindrucksvoll. (Petra Stuiber, 25.11.2022)