Stella Sommer spürt die Kälte kommen.

Foto: Imago

Stella Sommer – Silence Wore a Winter Coat

Das Überangebot von 24 Songs auf einem einzigen Album mag heute etwas aus der Zeit gefallen erscheinen. Mit einer tiefen, etwa an Hildegard Knef oder Nico erinnernden Stimme und auf die Kunst der melancholischen Ballade setzend, hat die deutsche, von der Band Die Heiterkeit bekannte Musikerin Stella Sommer mit Zeitgenossenschaft auf ihrem sehr herbstlich in den Farben Falb und Morb gehaltenen neuen Album aber ohnehin nichts am Hut. Lieber geht sie mit Nick Cave im Wald spazieren und spürt die Kälte aus dem Boden in die Knochen kriechen.

Stella Sommer - Topic

Phoenix – Alpha Zulu

Die Musik der sehr französischen, mit verschnupftem Naserl vortragenden Band Phoenix könnte man wohlwollend so beschreiben: Man freut sich, wenn sie wo läuft. Cafés, Bars, Tagescafés oder aus dem Handy vom Spät-Twen am Nebensitz in der U-Bahn plärrend. Es macht aber auch nichts, wenn die Musik der sanften älteren Herren nirgendwo läuft. Das neue Album Alpha Zulu wurde in einer ungenutzten Zimmerflucht des Pariser Louvre aufgenommen. Alles klingt sehr gediegen, melancholisch und zeitlos charmant. Die neuen Lieder stehen den alten in nichts nach. Ja dann!

PhoenixVEVO

A-ha – True North

Take On Me und The Sun Always Shines on TV kennt man aus Radiosendern, deren Ausgänge in den 1980er-Jahren zugemauert worden sind. Deshalb müssen sie auf ewig dieselben alten Platten spielen. Dabei hatte die norwegische Band A-ha schon immer mehr zu bieten als ihre abgelebten Hits. Das neue Album True North überzeugt mit altersgemäßem Pathos, einem Drang zur großen Ballade und der Fähigkeit, kurz bevor es mit Streichorchester kitschig wird, rechtzeitig die Stopptaste zu drücken. Okay, Schmäh. Kitsch darf auch sein. Die immerjunge Stimme von Morten Harket hält.

ahaVEVO

(schach, 28.11.2022)