Santa packt den Hammer aus.

Foto: Universal Studios

Gefangen: David Harbour als Santa, John Leguizamo als Mr. Scrooge.

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Eine obszön reiche Familie wird am Weihnachtsabend Opfer eines geplanten Überfalls: Die Einbrecher möchten an die 300 Millionen Dollar, die im Privatsafe der Hausherrin Gertrude Lightstone liegen. Doch die Aktion zieht sich, weshalb die Familie unterm Christbaum ausharren muss – bis ein Einbrecher eine vorzeitige Bescherung als Zeitvertreib anregt. Den Anfang macht der schleimige Schwiegersohn. Er schenkt Gertrude einen Filmpitch, soll heißen, er erzählt ihr von einem Filmprojekt, mit ihm in der Hauptrolle, das sie doch bitte finanzieren soll. Das Geschenk kommt zwar nicht gut an, ist aber in anderer Hinsicht interessant.

Santas dunkle Vergangenheit

Denn auch das Violent Night-Autorenduo Pat Casey und Josh Miller muss sich bei seinem Filmpitch kräftig ins Zeug gelegt haben, kommen sie doch auf die verrückte Idee, Halloweenhorror und Weihnachtsfilmirrsinn auf ein Packerl zu hauen. Damit fügt sich der Film perfekt in die Vorweihnachtszeit, in der sich herbstliche Gruselstimmung und Adventbesinnlichkeit die Hand reichen. David Harbour (Stranger Things) spielt den grantigen Santa Claus mit Rauschebart und einer dunklen Vergangenheit als Köpfe spaltender Kreuzritter (oder Wikinger, das ist nicht so wichtig) im elften Jahrhundert. Mittlerweile wurde er geläutert, doch weil Weihnachten heute nur noch Kommerzspektakel ist, säuft er und irrlichtert mit seinem Rentierschlitten durch die Heilige Nacht, bis er im Kaminzimmer der Lightstones landet.

Universal Pictures

Selbstgebackenes und böse Buben

Dort gibt es endlich selbstgebackene Plätzchen, edlen Schnaps und ein nettes Kind namens Trudy. Doch just als Santa es sich gemütlich machen will, kommen die Einbrecher – schwerbewaffnete böse Buben (und ein Mädchen) im Weihnachtskostüm, angeführt vom fiesen Weihnachtsgrummel Mr. Scrooge (ja, wie bei Dickens) – und Violent Night nimmt als Heist-Film-Spektakel, in der Tradition von Stirb Langsam und Kevin Allein Zu Haus, Fahrt auf. Denn Trudy gelingt es, Santa zu überzeugen, seinen Hammer wieder zu schwingen, und so metzelt er alle Einbrecher nieder: Seine Böse-Buben-Liste ist eh viel zu lang. Am Ende darf natürlich die besinnlich-ironische Weihnachtsbotschaft keinesfalls fehlen: Ja, wir glauben an den Weihnachtsmann, und ja, wir opfern auch mal eine halbe Millionen dafür (denn wen juckt das bei einem Vermögen von 300 Millionen Dollar Cash), skandiert da die Familie eintönig und versöhnt.

Der Norweger Tommy Wirkola setzt die verrückte Idee mit kultiger Musik, markigen Sprüchen ("Felice Navi-dead") und viel Körperhorror um. Ist das unterhaltsam? Na ja. Aber die Besetzung glänzt: John Leguizamo als Bösewicht, Beverly D'Angelo mit Raspelstimme und Botox als Gertrude. Harbour sowieso, und Alex Hassel als Trudys Vater bewegt sich wie ein Balletttänzer aus dem Nussknacker. Absurd ist Violent Night jedenfalls, Kult könnte er werden. (Valerie Dirk, 2.12.2022)