Green Skills sind in vielen Arbeitsbereichen gefragt.
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Green Jobs gibt es in den unterschiedlichsten Branchen, ebenso unterschiedlich sind die dafür notwendigen Skills. Für viele dieser Berufe reichen die dementsprechenden Zusatzqualifikationen, oft liegt es an der Aufgabe selbst, ob ein Beruf als Green Job gilt oder nicht. Jede und jeder kann einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz leisten. Daher sollen diese Themenbereiche auch immer stärker im Regelunterricht behandelt werden.

Zuletzt forderte beispielsweise die Initiative "CEOs for Future" (C4F) eine Weiterentwicklung der theoretischen Ausbildung an den Berufsschulen hin zu mehr Nachhaltigkeit. Unter C4F engagieren sich 55 Mitgliedsunternehmen – von der Asfinag bis zu den ÖBB –, um die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern. Ein zentrales Thema ist dabei die Lehre – und hier der Wunsch, die teils veraltete Ausbildung in den Berufsschulen zu reformieren.

Im Waldviertel entsteht nach Angaben von Arbeitsmarktservice (AMS) und bfi NÖ das erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Europa. 6,4 Millionen Euro werden in den Um- und Ausbau am aktuellen Standort des Beruflichen Bildungszentrums (BBZ) in Sigmundsherberg (Bezirk Horn) investiert. Die Fertigstellung ist für Herbst 2023 geplant und soll 250 neue Ausbildungsplätze in Gebäudetechnik, Elektromobilität oder Photovoltaikanlagenmontage bieten. Dazu kommen Lehrlingsausbildungen in der Metall-, Elektro-, Gas- Sanitär und Lüftungstechnik.

Ab Herbst 2023 bietet die FH Burgenland den Bachelorstudiengang "International Sustainable Business" an. Das Studium wird in englischer Sprache abgehalten und widmet sich u. a. den Themen Kreislaufwirtschaft, Green Marketing, Sustainable Finance, aber auch dem Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Man begegne damit dem stark wachsenden Bedarf der Unternehmen an Fachkräften in diesen Bereichen. Eine Anmeldung ist bereits möglich.

Drei Unis, ein Studium

Mit dem Wintersemester ist auch das neue, gemeinsame Masterstudium Green Chemistry der Technische Universität Wien, der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur gestartet. Alle drei beteiligten Universitäten bringen ihre Kernexpertisen ein, um das Querschnittsthema Grüne Chemie möglichst effizient und effektiv zu bearbeiten. Ziel des Studiums sei es, die Problemlösungskapazitäten, die in der Chemie vorhanden sind, offensiv voranzutreiben und Experten auszubilden, die aktuelle und kommende Herausforderungen bewältigen können, heißt es in einer Aussendung. Ein kooperatives Doktoratsprogramm und eine postgraduale, berufsbegleitende Variante seien in Vorbereitung.

An der FH Wien der WKW startete im Herbst der englischsprachige Weiterbildungsmaster in International Sustainability Communication. Nachhaltigkeit sei ein komplexes Thema. Es bestehe ein dringender Bedarf an Fachleuten, die die Herausforderungen, vor denen die Unternehmen in diesem Bereich stehen, bewältigen können. Dazu gehöre, Nachhaltigkeitsthemen professionell zu kommunizieren. Experten aus Wirtschaft, Non-Profit-Organisationen und Forschung waren an der Lehrplanentwicklung beteiligt. Das Studium wird komplett auf Englisch unterrichtet und ist für Berufstätige maßgeschneidert: Der Online-Anteil beträgt 50 Prozent.

Fokus Nachhaltigkeit

Der Bausektor ist ein großer Verursacher von Treibhausgasen und Abfällen. Diese Branche hat somit großes Potenzial im Kampf gegen die Klimakatastrophe. An der TU Graz wurde 2022 vom Fachverband der Stein- und keramischen Industrie eine Professur für Nachhaltiges Bauen gestiftet. Im Fokus stehen die lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung sowie emissionsarme, klimarobuste Bauweisen. Alexander Passer ist Inhaber dieser neuen Professur. Damit einhergehend wurde im Sommer das Graz Center of Sustainable Construction (GCSC) eröffnet. Forschende von 18 Instituten verfolgen als gemeinsame Ziele, die Umweltauswirkungen zu verringern und die gebaute Umwelt klimaneutral zu machen.

Cognos, eines der größten deutschen Bildungsunternehmen, hat in Wien im Technologiezentrum Seestadt die Charlotte Fresenius Privatuniversität (CFPU) gegründet. Sie ist die erste Privatuniversität im deutschsprachigen Raum mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Ab dem Sommersemester 2023 werden zunächst die nachhaltigkeitsorientierten Bachelorstudiengänge Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie angeboten. Ein Master in Betriebswirtschaftslehre mit einem Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeitstransformation soll das Angebot in Kürze ergänzen. Weitere Studiengänge sind in Vorbereitung. (Gudrun Ostermann, 6.12.2022)