Wieder einmal können wir über die völkerverbindende Macht des Fußballsports sinnieren. Beim Spiel Schweiz – Serbien machte der Schweizer Spieler Granit Xhaka eine obszöne Geste vor der serbischen Reservebank. Ein weiterer Schweizer, Xerdan Shaqiri, erklärte nachher, das sei harmlos gemeint gewesen. Auch dass sich Xhaka das Trikot des Schweizers Ardon Jashari anzog.

Serbien hat das Spiel gegen die Schweiz mit 2:3 verloren und ist als Letzter der Gruppe G ausgeschieden.
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Die Schweizer Spieler haben kosovo-albanischen Hintergrund. Jashari ist der Name eines Gründers der kosovarischen "Befreiungsarmee" UÇK. Zwischen dem Kosovo und Serbien herrscht seit langem Feindschaft. Was sich auch beim Match in Katar in einem Zuruf des serbischen Teamchefs an die Albaner ausdrückte, in dem ein Tätigkeitswort und "Mütter" eine Rolle spielten. Und schließlich kam es in Wien auf der "Balkanmeile" in Ottakring zu Ausschreitungen, als klar war, dass die Serben gegen die Schweizer ausgeschieden waren. "Schlachtet die Albaner!", war dabei zu hören. Ein großes Polizeiaufgebot musste eingreifen.

Der ernste Hintergrund: Ein wesentlicher Bestandteil des Zerfalls Jugoslawiens war die Unterdrückung der Kosovo-Albaner durch die Serben, worauf die UÇK mit Anschlägen antwortete. Ein Konflikt, der heute, nach der Unabhängigkeit des Kosovo (von Serbien nicht anerkannt), noch bis in die Schweiz, nach Österreich und auf die WM ausstrahlt. Geschossen wird allerdings (derzeit) nur auf Tore. (Hans Rauscher, 5.12.2022)