Für die einen ist es ein First-World-Problem, für die anderen essenziell für ein Mehr an Lebensqualität: WLAN in allen Ecken der Wohnung.

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Auch wenn inzwischen immer mehr Menschen aus dem Homeoffice ins Büro zurückkehren: Ein langsames Heimnetz ist nach wie vor ein Ärgernis. Streaming und gelegentliche Videokonferenzen erfordern entsprechende Bandbreite, für große Downloads wird ohnehin ein flotter Downstream benötigt, und für Onlinegamer kann der Ping (die Zeitspanne zwischen dem Aussenden eines Datenpakets an einen Empfänger und dem Empfangen eines daraufhin unmittelbar zurückgeschickten Antwortpakets) gar nicht niedrig genug sein.

Damit das Netz vom Router auch in alle Ecken der Wohnung reicht, kann zu verschiedenen Lösungen gegriffen werden. Vor einigen Monaten haben wir an dieser Stelle etwa die Powerline-Lösung von Devolo getestet, die jedoch vor allem angesichts des zeitweise sehr hohen Pings nur bedingt überzeugen konnten. Den Grund vermuteten wir in den teils veralteten Leitungen und dem zerklüfteten Stromkreis. Denn im Gegensatz zu anderen WLAN-Verstärkern verbreitet Powerline das Internetsignal nicht drahtlos im Haus, sondern nutzt dafür die Stromleitung.

WiFi 6 Repeater 3000 und WiFi 6 Repeater 5400 im Test

Mit dem Devolo WiFi 6 Repeater 3000 und dem Devolo WiFi 6 Repeater 5400 starten wir nun einen erneuten Versuch und lassen diese gegen die zuvor getestete Powerline-Lösung antreten. Hierbei handelt es sich um Wi-Fi-6-Repeater, die – vereinfacht gesagt – das WLAN-Signal aufgreifen und drahtlos in alle Ecken der Wohnung weiterreichen.

Zum Test der neuen Geräte wurde ein Teil des bestehenden Mesh-WLANs abgebaut, um mit den Repeatern das "Problemzimmer" zu erreichen: Hier ist von Natur aus gar kein Empfang, mit dem Powerline-System wurden lediglich passable Ergebnisse erzielt – und das, obwohl ausgerechnet in diesem Raum die Xbox Series X zum Gamestreamen und für große Downloads verwendet wird. Ein Horrorszenario für die Testperson also und eine perfekte Ausgangssituation für einen Test.

Steckereien

Beim Repeater 5400 handelt es sich um eine Box, die per Kabel mit einer Steckdose verbunden ist; der Repeater 3000 hingegen steckt direkt in der Buchse. Beide dieser Geräte bringen einen Nachteil gegenüber anderen Geräten mit sich: Sie besetzen einen Stecker, der sonst zum Anschließen anderer elektronischer Geräte genutzt werden könnte. Im Gegensatz dazu haben die "Magic 2"-Powerline-Geräte auch eine Steckdose auf der Frontseite, wodurch sich ein steckdosentechnisches Nullsummenspiel ergibt. Ein Punkt für die Powerline also.

Der Devolo WiFi 6 Repeater 5400 ist ein schlichtes weißes Kastl, das an den Strom angeschlossen wird.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Zusätzlich verfügt der Repeater 5400 über zwei Stecker für LAN-Kabel, der Repeater 3000 über einen Stecker dieser Art. Die genannten Magic-2-Geräte kommen standardmäßig mit je zwei Anschlüssen für Geräte via LAN. Auch hier also: ein kleiner, aber unter gewissen Gesichtspunkten wichtiger Punkt für die Powerline.

Extrem schnelle Einrichtung

Devolo wirbt damit, dass sich die Repeater extrem schnell einrichten lassen und in das bestehende WLAN einklinken, zumal kein neues WLAN aufgebaut und kein neues Passwort gewählt werden muss. Dies können wir im Test bestätigen, die Einrichtung ist kinderleicht und dauert rund fünf Minuten. Dabei kann der Repeater entweder direkt mit dem Modem verbunden oder – wie in unserem Fall – in ein bestehendes Mesh-WLAN-System integriert werden.

Wird der Repeater mit dem Modem verbunden und verfügt selbiges über eine WPS-Taste, so kann der Repeater in das Netz integriert werden, indem die besagte Taste gedrückt wird. Alternativ kann das WLAN über die kostenlose Devolo-App eingerichtet werden, was ebenfalls keine Hexerei darstellt. Dazu wird das Smartphone mit dem WLAN verbunden, das der Repeater automatisch errichtet, nach anschließenden drei Minuten Wartezeit ist die Installation abgeschlossen. Die Einrichtung der Powerline dauerte deutlich länger und war aufwendiger – ein Punkt für den Repeater.

App mit Standortfragen

Der Repeater kommt danach seiner Aufgabe nach und scheint auch in der App auf, wo diverse Einstellungen vorgenommen werden können. Ein kleines Detail, das in der Praxis kaum Gewicht haben dürfte: Die Geräte der Marke Magic 2 WiFi 6 konnten in unserem Test vor ein paar Monaten einzeln mit Namen versehen und zum Beispiel die LEDs auf der Frontseite ausgeblendet werden (was unter anderem in Schlafzimmern praktisch sein kann). Diese Option ist bei den Repeatern auch vorhanden, allerdings muss man hier ein paar Sekunden warten, bis sie in der App sichtbar ist – was zu Verwirrung führen kann.

Der Devolo WiFi 6 Repeater 3000 steckt in der Steckdose und blockiert selbige.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Dafür spuckt die App die Warnung "WLAN-Abdeckung kann verbessert werden" aus, wenn der Repeater nicht passend platziert wurde. Denn dieser sollte sich im Optimalfall auf halber Strecke zwischen dem Router und jenem Bereich befinden, in dem es keinen WLAN-Empfang gibt.

Das ist oft leichter gesagt als getan. Denn oft finden sich am perfekten Ort keine gut platzierten, noch unbelegten Steckdosen. Noch komplizierter wird es, wenn es sich um eine zweistöckige Immobilie handelt. Hier geht der Punkt im Match "Repeater vs. Powerline" klar an die Powerline, die – moderne Leitungen im Haus vorausgesetzt – das Stromnetz zur direkten Übertragung des Signals in die Problemräume nutzen kann.

Zum Vergleich: das Stillleben "Kabelsalat de luxe", powered by Devolo Magic 2.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Im Fall unseres Tests mussten wir uns aus baulichen Gründen also mit einer halbgaren Lösung zufriedengeben: Der Repeater 5400 verstärkte das Signal vom letzten Punkt des bestehenden Mesh-WLANs zum Problembereich, der Repeater 3000 wurde direkt im Problemzimmer angebracht, um dort seine Wirkung zu entfalten.

Speedtests intern

Dieses Setup ist wohl auch der Grund dafür, dass wir im Test nicht die von Devolo beworbenen 5.400 MBit/s Downstream erreichen konnten. Stattdessen zeigen beide Repeater in der Devolo-App einen Downstream und einen Upstream von jeweils 1.201 MBit/s an. Auch wenn hier die Marketingsversprechen nicht eingehalten werden können, muss dennoch eingestanden werden: Das hat es in sich.

Zum Vergleich: Die Powerline-Geräte im gleichen Netz liefern bloß Down- und Upstreams im mittleren dreistelligen Bereich, der Upstream bei einem der Geräte ist gar nur zweistellig. Was die vierstelligen Downloadraten für den hausinternen Datenverkehr bedeuten, zeigt sich auch anhand eines Praxisbeispiels: Der Download eines knapp 100 MB zählenden Timelapse-Videos aus dem 3D-Drucker (mehr dazu ein anderes Mal ...) dauerte nur wenige Sekunden. In Summe: ein Punkt für die Repeater, wenn man in einem Haus mit alten Leitungen lebt.

Speedtests extern

Etwas anders gestaltet sich die Situation mit dem Datenverkehr aus dem Netz. Hier ist die Ausgangssituation eine 5G-Verbindung über ein entsprechendes Modem, das von Haus aus nur zweistellige Down- und teils nur einstellige Upstreams bietet. Es sei also fairerweise gesagt: WLAN-Lösungen können keine Bandbreite herzaubern, die noch nicht einmal im Modem ankommt.

Angesichts dieser Umstände sind die Messergebnisse durchaus passabel: Die Downstreams bewegen sich im "'Problemzimmer" im mittleren bis niedrigen zweistelligen, die Upstreams im einstelligen Bereich. Der Ping ist niedrig zweistellig und bleib dort auch meist während des rund einmonatigen Testzeitraums, horrende dreistellige Pings – wie bei der Powerline-Lösung – blieben mir erspart.

In der Praxis bedeutet das: Ja, gewisse langsame Games lassen sich mit den Repeatern durchaus streamen, wenn man zeitweise mit Verzögerungen leben kann, eine Session des rasant-obskuren "Vampire Survivors" musste ich aber nach wenigen Minuten genervt abbrechen. Schwamm drüber: ein Punkt für die Repeater.

Fazit: Eine Frage der Lebenssituation

Haben Sie mitgezählt, wer die meisten Punkte gesammelt hat und somit als Sieger hervorgeht? Nein? Macht nichts. Denn im Grunde lässt sich die bessere Technologie nicht wirklich objektiv ermitteln, vielmehr ist die Wahl von der eigenen Lebenssituation und den entsprechenden Präferenzen abhängig.

So dürfte Powerline in Neubauten durchaus seinen Reiz haben, in älteren Immobilien kann die Leistung jedoch oft nicht ganz ausgereizt werden – hier gewinnt der Repeater. Dieser wiederum muss geschickt platziert werden, was nicht in allen Wohnhäusern optimal gelingt und wiederum zu jenem Produkt greifen lässt, das das Signal ohne bauliche Barrieren über die Stromleitung verbreitet.

Netz bis ins letzte Eck liefern schließlich beide Optionen. Wie viel Leistung man dabei wirklich braucht, ist ebenfalls Ansichtssache: Ein niedriger Ping mag für Gamerinnen und Gamer eine der wichtigsten Kennzahlen überhaupt sein – anderen Menschen ist diese Zahl schlichtweg egal.

Und schließlich ist da natürlich noch die Preisfrage. Beim Devolo Magic 2 WiFi 6 kostet das "Multiroom Kit" mit drei Steckern 399,90 Euro. Der Repeater 5400 kostet knapp 150, der Repeater 3000 knapp 100 Euro. Allesamt keine Schnäppchen – aber wer will schon ohne WLAN leben? (Stefan Mey, 10.12.2022)

Update, 6.3.2022: Im ursprünglichen Artikel hieß es, dass bei den Repeatern gewisse Einstellungen per App nicht vorgenommen werden können. Das ist falsch, die Ladezeit ist bloß länger und der Autor des Artikels zu ungeduldig. Der Fehler wurde korrigiert.