Bis zu 27 Kilowattstunden pro Tag sollen die Photovoltaikpaneele einsparen.

Foto: EPA / Claudio Peri

Rom – Roms Bürgermeister, Roberto Gualtieri, verteidigt sich gegen Kritiker, die ihm vorwerfen, einen unschönen Christbaum mit Photovoltaikpaneelen auf dem Hauptplatz Piazza Venezia aufgestellt zu haben. Die großen Module bei der Fichte seien "unästhetisch", hatte Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi gemeint und deren Entfernung gefordert. Der Stadtchef sprach sich für den umstrittenen Weihnachtsbaum aus – "im Namen der Ökologie".

"Einfache Gesten bewirken viel. Das ist die Botschaft, die wir in dieser Weihnachtszeit entsenden wollen: Der traditionelle Weihnachtsbaum auf der Piazza Venezia wird zum ersten Mal mit Photovoltaikpaneelen betrieben. Diese ermöglichen Energieeinsparungen von bis zu 27 Kilowattstunden pro Tag und eine Verringerung der CO2-Emissionen um über 17 Kilogramm pro Tag", sagte Gualtieri anlässlich der Illumination des Weihnachtsbaums auf der Piazza Venezia am Donnerstagabend.

Denkmalschutz umgangen?

"Respekt für die Umwelt, Energieeinsparung, Frieden: Feiern wir dieses Weihnachtsfest, indem wir den wichtigsten Platz Roms und die wichtigste Straße der Stadt, die zentrale Via del Corso, mit umweltfreundlicher Energie beleuchten. Wir entsenden damit eine Botschaft des Vertrauens und der Hoffnung auf eine nachhaltige und solidarische Zukunft", so der Bürgermeister.

Die "herrliche Kulisse der Piazza Venezia" sei durch den Baum "verunstaltet", findet die rechte Partei Lega.
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Streit um den Christbaum in Rom gehört schon zur Weihnachtstradition. Kulturstaatssekretär Sgarbi beklagte, dass für die Installierung der Sonnenkollektoren im Stadtkern eine Genehmigung des Denkmalschutzes notwendig sei, die die Stadtverwaltung nicht eingeholt habe. "Ich verstehe nicht, warum man für vier Weihnachtskugeln Sonnenkollektoren braucht", kritisierte der Kunstexperte.

"Negatives Symbol von ökologischer Ideologie"

Die Rechtspartei Lega kritisierte den Christbaum mit den Sonnenkollektoren als "negatives Symbol von ökologischer Ideologie um jeden Preis". Die Fichte sei umgeben "von abscheulichen riesigen Fotovoltaikpaneelen, die vor allem tagsüber die herrliche Kulisse der Piazza Venezia verunstalten", erklärte Daniele Giannini, Mitglied des Regionalrats der Lega in der Region Latium, zu der Rom gehört.

"Wo ist der wahre Zauber der römischen Weihnacht geblieben? Ist es möglich, dass die Hauptstadt Italiens keinen Tannenbaum haben kann, der so würdig und schön ist wie die anderen großen Metropolen der Welt?, fragte Giannini.

Vor fünf Jahren hatte sich Roms Stadtverwaltung wegen eines Christbaums mit hängenden Nadeln und nackten Zweigen viel Kritik zugezogen. "Spelacchio" lautete der Spitzname für den Weihnachtsbaum, zu Deutsch "Glatzkopf" oder "der Räudige". Die unansehnliche Fichte war schon für tot erklärt worden, als sie aus Norditalien in der Ewigen Stadt ankam. Erbärmlich schmächtig erschien der Baum im Vergleich zu seinen majestätischen Konkurrenten im Vatikan oder in Mailand. Die damalige Bürgermeisterin Virginia Raggi war wegen des schäbigen Christbaums kritisiert und verspottet worden. (APA, 9.12.2022)