Die Energiewende darf nicht verschlafen werden und Peugeot macht einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. Die Marke hat es sich als Ziel gesetzt, bis spätestens Ende des kommenden Jahres jedes Fahrzeug optional mit elektrifiziertem Antrieb anzubieten und bis 2025 soll es für jede Modellreihe eine reine E-Version geben. Fünf Jahre danach verabschieden sie sich vollständig vom Flüssigtreibstoff. Für diesen ersten Meilenstein liegt Peugeot ganz gut in der Zeit und kann mit der Veröffentlichung der dritten Generation des 408 ein sehr verkaufsstarkes Marktsegment abhaken. Eine notwendige visuelle Überholung ist zum Glück auch inkludiert.

"Cat Ears" und Krallen-Rücklichter geben dem 408 sein markantes Hinterteil.
Foto: Peugeot

Schönheit liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber Sie werden sich schwer tun, jemanden zu finden, der das Design der mittlerweile acht Jahre alten Vorgängerversion bevorzugt. Der 408 hebt sich gerne von der Masse ab, ohne allzu sehr hervorzustechen und kontroverse Meinungen zu erregen. Besonders stolz waren die Repräsentanten der Marke auf die sogenannten "Cat Ears", zwei Miniatur-Spoiler die links und rechts oberhalb des Heckfensters hervorstehen und mit viel Fantasie an eine Katze oder ein ähnlich beohrtes Tier erinnern. Angeblich erfüllen diese auch einen aerodynamischen Zweck. Der Rest des Fahrzeugs wurde ebenfalls einer Katze nachempfunden, die Hecklichter sollen das Bild einer Pfote mit Krallen erwecken, auch wenn’s nur für drei Zehen gereicht hat und die Silhouette ist genauso felin vom Aussehen her, wenn auch nur vage. Das restliche Heck ist ebenfalls sehr gut gelungen, wobei hier die hintere Stoßstange mit einer großen unlackierten Plastikverkleidung versehen ist, unter Umständen ein Makel in mancher Augen, definitiv praktisch um kleinere Parkschäden zu kaschieren.

Der Löwenmarke hat ein ausgezeichnetes Auge für Ästhetik demonstriert, das Katzen Motiv hält sich allerdings sehr subtil.
Foto: Peugeot

Auf der gegenüberliegenden Seite verbirgt die Front, wie es mittlerweile üblich ist, einen gut getarnten Kühlergrill, der fast vermuten lässt, dass es sich hier um ein BEV-Gerät handelt. Das kommt allerdings erst nächstes Jahr, unter dem Namen e-408. Tatsächlich baut Peugeot vorerst auf ein Plug-in Hybridsystem mit entweder 180 oder 225 PS Systemleistung, um den 408 anzutreiben. Anfangs wird es zwar noch einen reinen Benziner mit 130PS geben, auch der soll aber Ende 2023 eine Mildhybridisierung abbekommen.

Zwei neue Farben bietet Peugeot an: Obsession Blau und Titanium Grau, Ersteres ist am Bild zu sehen. Spannender Kontrast: Hochgestellt und doch geduckt.
Foto: Peugeot

Innen drinnen

Sowie außen, wurde selbstverständlich auch Innenraum wurde verfeinert, die Mittelkonsole wurde aufgeräumt und abgeflacht. Der Schalthebel musste dafür komplett abrasiert werden und ist jetzt als Kippschalter in die Oberfläche eingelassen, überraschenderweise ist das nach einer kurzen Eingewöhnphase komplett in Ordnung für ein Bedienelement, das man pro Fahrt vielleicht nur ein- bis zweimal braucht.

Minimalistische Mittelkonsole: gibt viel Armfreiheit, der Gang-Selektor könnte leicht Staub und Krümel ansammeln, längere Testphase benötigt.
Foto: Peugeot

Anbei befindet sich auch ein Druckknopf zum Aktivieren der (verstärkten) Rekuperation, von Peugeot ,meiner Meinung nach fälschlicherweise, "Bremstaste" getauft. Dieser Modus nähert sich dem One-Pedal-Driving von vielen E-Fahrzeugen an und wird daher auch gern gesehen, obwohl er sich von Zeit zu Zeit selber deaktiviert. Vielleicht hab‘ ich ihn beleidigt oder etwas falsch eingestellt. Wandern wir ein Handlänge entgegen der Fahrtrichtung kommen wir zum Fahrmodi-Schalter, der uns erlaubt wischen Sport, Hybrid und Electric zu wählen. Tut was er soll und ist relativ selbsterklärend, weswegen ich darüber keine weiteren Worte verlieren werde.

Also einsteigen, mit dem kleinen Finger "Drive" einlegen, und los geht’s. Was fällt als erstes auf? Das Lenkrad ist etwas klein geraten. Fahrtechnisch kein Problem aber viel kürzer darf der Durchmesser nicht mehr werden, ein paar weitere Iterationen und wir müssen an einer bloßen Lenksäule drehen. Dabei ist die Idee, hinter diesem Schrumpfen nicht fehl am Platz, es ist um einiges angenehmer über das Lenkrad auf den Instrumentencluster zu schauen, anstatt durch ein kleines Fenster, das sich schließt sobald man eine Kurve einschlägt.

Das kleine Lenkrad bietet ungestörte Sicht aufs Armaturenbrett.
Foto: Peugeot

Und exakt dieses Armaturenbrett möchte man nicht verpassen, nachdem sich Peugeot so viel Mühe gegeben hat, sich zu differenzieren und über dem gewöhnlichen Bildschirm eine zweite, transparente Bildebene platziert hat. Der dadurch entstehende 3D (bzw. 2,5D) Effekt ist ein Paradebeispiel für die Design-Philosophie dieses Autos, siehe Titel. Optional zeigt dieser auch den Live-Feed einer Nachtsicht-Kamera, mit der man schon weit im Voraus auf warmblütige Lebewesen aufmerksam gemacht wird.

Auch der Hauptbildschirm in der Mitte zeigt Peugeots Innovationslust: Unter ihm befindet sich ein zweiter Touchscreen-Streifen auf dem jede beliebige Ansicht als Shortcut gespeichert werden kann. Als hochmodernes Auto der 20er Jahre, bietet der 408 auch USB-C Anschluss und eine kabellose Ladestelle für Smartphones. Letztere ist leider waagrecht an einer etwas ungünstigen Stelle montiert und relativ groß, wodurch das Handy bei rasanterem Fahrstil schon hin und wieder von seiner bevorzugten Position verrutscht.

Peugeot hat hier wirklich ein tolles Gefährt zusammengeschraubt und geklebt. Obwohl 50 Tausend für den Plug-in schon an der Schmerzensgrenze schrammen.
Foto: Peugeot

Abgesehen davon gab es wenig Beschwerden beim Bestreiten der katalanischen Serpentinen, der Wagen folgt brav der Richtung seines kleinen Lenkrads und der Wendekreis ist überraschend eng.

Sicherheitsfeatures gibt’s natürlich ohne Ende, von Rundum-Kameras bis zum semi-autonomen Fahren, welches im 1. Quartal 2023 verfügbar gemacht wird. Wie jedes andere Auto auch, hat der 408, verglichen mit seinem Vorgänger, merkbar an Gewicht zugenommen, der Preis verhält sich leider ähnlich: Ab 49.410€ gibt es den Plug-in Hybrid zu haben, 37,920€ für den Benziner. (Felix Pisecker, 13.12.2022)