Reparaturdienstleister wie iFixit bieten zwar ausführliche Tutorials für den Tausch von Smartphone-Akkus an, für technisch wenig versierte Nutzer ist so etwas trotzdem nicht geeignet. Nun will die EU dafür sorgen, dass jeder und jede künftig wieder den Akku selbst auswechseln kann.

Foto: iFixit

Seit kurzem ist es fix: Ab Ende 2024 müssen sämtliche Hersteller mit USB-C denselben Ladeanschluss auf ihren Smartphones verwenden. Das verärgert vor allem Apple, setzt man doch bisher auf den eigenen Lightning-Stecker, muss jetzt also alle iPhones anpassen. Unterdessen arbeitet die EU bereits an der nächsten Regulierung – und zwar einer, die dieses Mal sämtliche Hersteller treffen würde.

Einfacher Tausch

Die EU will die leichte Tauschbarkeit von Akkus bei Smartphones und Laptops gesetzlich vorschreiben. Ziel dieser Maßnahme ist, dass die Nutzer künftig den Akku – wieder – selbst auswechseln können. Darauf haben sich die Unterhändler des Europaparlaments sowie der einzelnen Mitgliedsstaaten am Freitag geeinigt, berichtet der "Spiegel".

Die offizielle Bestätigung durch die diversen EU-Instanzen soll nur mehr Formsache sein, das entsprechende Gesetz könnte bereits in wenigen Wochen in Kraft treten. Bis das Ganze dann wirklich greift, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Die EU will den Herstellern eine Übergangsphase von dreieinhalb Jahren gewähren. Diese könnte auch durchaus notwendig sein, müssen sie doch ihre Smartphone-Designs grundlegend umgestalten, um die Anforderungen zu erfüllen.

Argumentation

Die EU beruft sich bei diesem Schritt vor allem auf den Schutz der Umwelt. Der Akku ist typischerweise eine der ersten Komponenten, die bei einem Smartphone nachgeben. Zwar lässt er sich in vielen Fällen sehr wohl von darauf spezialisierten Reparaturdienstleistern auswechseln, trotzdem wird in der Praxis so viel unnötiger Elektroschrott produziert.

Was früher war, kommt wieder

Eine solche Regulierung wäre eine Art Rückkehr zu früheren Zeiten, war es doch vor einigen Jahren noch gang und gäbe, dass sowohl bei Smartphones als auch bei Laptops die Akkus problemlos getauscht werden konnten. Der Trend zu immer schlankeren Geräten sowie zu einem besseren Schutz vor dem Eindringen von Wasser hat aber dazu geführt, dass dies gerade bei Smartphones heutzutage zu einer Seltenheit geworden ist. Oftmals ist es selbst für Experten nur mehr schwer möglich, den Akku zu tauschen, ohne dabei andere Komponenten wie den Bildschirm zu beschädigen.

Die geplante Regulierung soll zwar laut dem "Spiegel"-Bericht auch einige Ausnahmen vorsehen, die aber für die breite Masse nicht relevant sein sollten. So soll die Vorschrift nicht für Akkus in Medizingeräten gelten, auch Geräte, die vor allem in nasser Umgebung genutzt werden, müssen die neuen Regeln nicht erfüllen.

Umweltschutz

All das ist Teil eines Bündels an aktuellen Umweltschutzbemühungen der EU. So sind nicht nur deutlich längere Update-Verpflichtungen für Smartphone-Hersteller geplant, auch soll im Rahmen der aktuellen Maßnahmen über diverse Vorschriften auch die Lebensdauer von Akkus verlängert werden.

Im neuen Maßnahmenpaket geht es aber auch darum, die Produktion und Entsorgung von Akkus umweltfreundlicher zu gestalten. So hat die EU bereits im Dezember 2020 Vorschläge präsentiert, über die soziale und ökologische Mindeststandards für die Gewinnung zentraler Rohstoffe wie Lithium und Kobalt festgelegt werden sollen.

Wachsender Bedarf

All das nicht zuletzt mit dem Blick in die Zukunft: Bis 2030 dürfte sich der Bedarf an Akkus verzehnfachen, rechnet EU-Industriekommissar Thierry Breton mit einem Blick auf das Thema Elektromobilität vor. Gerade deswegen sei es wichtig, dass möglichst viel recycelt wird und keine giftigen Stoffe in die Umwelt kommen, fügt der tschechische Umweltminister Marian Jurečka an.

Ein Ende zeichnet sich dabei übrigens auch für klassische Batterien ab – wenn auch ein langsames. So will die EU-Kommission bis Ende 2030 prüfen, ob solche im Gegensatz zu Akkus nicht wiederaufladbaren Komponenten generell verboten werden sollen. (Andreas Proschofsky, 12.12.2022)