Richard Grasl wird neuer Geschäftsführer des "Profil" – hier als "Kurier"-Vizechefredakteur bei der Romy-Gala 2022 des "Kurier".

Foto: Imago / Kurt Piles

Wien – "Kurier"-Vizechefredakteur Richard Grasl wird nach STANDARD-Infos neuer Geschäftsführer des "Profil". Grasl bleibt demnach zugleich in seiner redaktionellen "Kurier"-Führungsfunktion. Diese Informationen wurden am Montagnachmittag durch eine Aussendung des "Kurier"-Medienhauses bestätigt (Update).

Grasl war bis 2016 Finanzdirektor des ORF. Zunächst war er als Berater etwa für TV-Aktivitäten für den "Kurier" tätig, seit 2018 ist er Mitglied der Chefredaktion, inzwischen stellvertretender Chefredakteur.

Bisher war "Kurier"- und Mediaprint-Geschäftsführer Thomas Kralinger auch Geschäftsführer des Tochterunternehmens "Profil", das seit 2019 wieder ganz zum "Kurier" gehört und davor vom Magazinkonzern VGN (früher: News-Gruppe) gemanagt wurde.

Kralinger konzentriere sich jetzt auf die Herausforderungen als Geschäftsführer des "Kurier"-Medienhauses und der Mediaprint, heißt es in der "Kurier"-Aussendung. Gemeinsam mit Grasl werde "er bereits in den nächsten Tagen die ersten Weichen für die weitere Zukunft des 'Profil'" stellen.

"Schwierige Situation"

Grasl, er wird im Jänner 50, übernimmt mit "Profil" eine Herausforderung. Das Magazin schreibt seit mehreren Jahren Verluste, im Konzern spricht man von einer schwierigen Situation. Sparmaßnahmen werden schon länger diskutiert, etwa ein Gehaltsverzicht vor allem besserverdienender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Rainer geht

Einer davon, Christian Rainer, hat erst am Montag intern offiziell gemacht, dass er sich nach einem knappen Vierteljahrhundert an der Spitze des Magazins "zeitnah" verabschiedet. Er gebe jedenfalls die Chefredaktion ab; ob er Herausgeber bleibt, war zunächst unklar. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin an der Spitze der Redaktion ist bisher unbekannt.

Eine – geplante – Doppelfunktion von Geschäftsführer und Herausgeber des "Profil" sorgte 1991 für den längsten Streik der österreichischen Mediengeschichte. "Profil"-Herausgeber Peter Rabl sollte auch Geschäftsführer der damaligen "Kurier"-Magazinholding ZVB werden; die Redaktion streikte dagegen zwei Wochen.

  • Update Redaktionsstatut: Die Redaktion kann Chefredakteure mit einer qualifizierten Mehrheit ablehnen. Nach Angaben von Kennern des Redaktionsstatuts stimmt die Redaktion – entgegen ersten Angaben hier – nicht über Herausgeber ab.

Beinahe ORF-General

Der Niederösterreicher Grasl hat in Wien Betriebswirtschaft studiert, arbeitete lange als Journalist im ORF und als Chefredakteur des Landesstudios Niederösterreich; er rückte recht plötzlich als Wunschkandidat der ÖVP 2010 zum Finanzdirektor des ORF und Nummer zwei hinter dem roten General Alexander Wrabetz auf. Grasl trat 2016 bei der Generalswahl gegen Wrabetz an und unterlag mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ im ORF-Stiftungsrat. Er verließ den ORF.

Grasl wurde auch schon als potenzieller Nachfolger von Martina Salomon als "Kurier"-Chefredakteur gehandelt. Salomons Vertrag, aktuell bis September 2023, dürfte verlängert werden.

Die nächste reguläre Bestellung der ORF-Führung steht 2026 an. (fid, 12.12.2022)