Das Frühstück im Park fand jeden Mittwoch statt.

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Fiona Rukschcio: "Es ist wichtig, mit den Menschen und nicht über sie zu reden."

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Ein Querschnitt durch die Geschichte ist im Viktoria ausgestellt.

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Es ist irgendwie eine Ironie des Schicksals, dass Suki nicht dabei sein kann. Denn würde es Suki nicht geben, würde an diesem Abend im Veranstaltungsraum Viktoria im 15. Bezirk nicht die Ausstellung zu "Frühstück im Park" eröffnet werden. Aber viel schlimmer: Hätte Suki damals nicht so neugierig geschnüffelt, würde es das Frühstück im Park nicht geben. "Suki muss im Auto bleiben, hier wäre ihr jetzt zu viel los", sagt Fiona Rukschcio. Die 50-jährige Wienerin ist Initiatorin des Projekts, das Menschen von der Straße im Esterházypark jeden Mittwoch ein Frühstück bereitstellt.

Die hintere Wand im Viktoria dokumentiert den Werdegang der Initiative; eindrucksvoll sind die Fotos der vielen Helfer und Helferinnen und der Gäste, die im Laufe des Projekts immer zahlreicher erschienen waren. Einige von ihnen sind ins Viktoria gekommen, andere waren verhindert, ein paar leben nicht mehr.

THUS

Rukschcio ist ursprünglich Künstlerin, sie beschäftigte sich auch immer wieder mit dem öffentlichen Raum. Vor einigen Jahren erkundete sie mit ihrer Hündin Suki den sechsten Bezirk: "Sie hat an allem und jedem gerochen, so ist man ins Gespräch gekommen", erinnert sich Rukschcio. Auch mit obdachlosen Menschen im Park. Berührungsängste gab es keine. Vielmehr stellte sich die Frage nach Grundbedürfnissen. Es mangelte vor allem an Nahrung; das Frühstück ist nicht nur dem Volksmund nach die wichtigste Mahlzeit.

2018: Rukschcio brachte Tee und Kaffee, irgendwann wurde erweitert: Müsli, Gebäck, Suppen. Das Frühstück im Park war geboren, jeden Mittwoch konnten sich Obdachlose, Menschen die von Armut betroffen waren, aber auch Nachbarn und Nachbarinnen im Esterházypark stärken. Aus Empathie wurde eine Initiative, das Projekt wuchs immer weiter, "Gäste wurden Helfer und Helferinnen, die kamen und gingen", erzählt Rukschcio. Neben Nahrung stand vor allem die Kommunikation, das Miteinander im Vordergrund. Im Viktoria sagt Rukschcio: "Es ist wichtig, mit den Menschen und nicht über sie zu reden."

Wandel der Szene

Obdachlosigkeit und Armut haben viele Gesichter, die nicht unbedingt sofort erkennbar sind. Daniel T. war selbst von Armut betroffen, hatte einige Zeit keinen festen Wohnsitz: "Ich würde wetten, dass man vielen Leuten nicht sofort ansieht, dass sie auf der Straße leben." Die Szene sei eine Blase, eine Parallelgesellschaft, direkt vor der Haustür und in den Parks. "Man hat noch immer das Bild eines weißen Mannes mit Bart und Einkaufssackerl vor sich. Das ist aber eher eine Ausnahme", ergänzt Rukschcio. Vor allem die Corona-Pandemie habe immer mehr Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund in die Armut und auf die Straße gedrängt.

Die Gründe für Obdachlosigkeit sind vielschichtig. Immerwiederkehrende Themen sind Sucht, prekäre Wohnverhältnisse, Arbeitslosigkeit, steigende Mietpreise, gesellschaftlicher Druck, aber auch Scham, Ablehnung und Einsamkeit. Daniel T. berichtet von einem Teufelskreis, aus dem man nur schwer ausbrechen kann: "Ohne festen Wohnsitz findet man keine Arbeit und ohne Arbeit will einen niemand als Mieter haben. Es kann sehr schnell gehen, und plötzlich ist man auf der Straße. Es ist hart." Beim Frühstück im Park kamen unterschiedliche Schicksale zusammen, unterschiedliche Beweggründe, der Austausch war neben den Mahlzeiten für viele eine willkommene Abwechslung. Probleme gab es laut Rukschcio eigentlich nie.

Bei der Ausstellung im Viktoria geht es nicht nur um die Projektgeschichte. Befreundete Künstler und Künstlerinnen haben zum Thema Wohnungslosigkeit ausgestellt, es gibt außerdem Werke von Gästen des Frühstücks. Bis Freitag ist ein Rahmenprogramm mit Workshops und Diskussionen geplant. Vielleicht auch mit Suki. (Andreas Hagenauer, 13.12.2022)