Wolfgang Fellner moderiert trotz der Vorwürfe weiterhin auf oe24.tv.

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Drei Fragen in einem offenen Brief: Das Frauennetzwerk Medien und der Presseclub Concordia fordern von der Mediengruppe Österreich Konsequenzen in der Belästigungscausa rund um ihren Gründer Wolfgang Fellner. Das geht aus der Aussendung der beiden Journalismusvereine von Freitag hervor.

Erst vergangene Woche erhob im STANDARD eine weitere Ex-Mitarbeiterin des Medienmachers Wolfgang Fellner schwere Vorwürfe: Fellner soll Nora Kahn im Zuge ihres Arbeitsverhältnisses bei oe24.tv sexuell belästigt, bedrängt und gedemütigt haben. Kahn ist die sechste Frau, die von Fellner sexuell belästigt worden sein soll. Fellner bestreitet alle Vorwürfe. Bereits zweimal wurde Fellner strafrechtlich wegen übler Nachrede verurteilt, weil er die Schilderungen seiner Opfer als Lüge bezeichnet hatte.

Die erste Frage des offenen Briefs richtet sich an Wolfgang Fellners Sohn Niki. Er ist mittlerweile Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich. Dabei appellieren die beiden Organisationen an die gesetzliche Pflicht eines jeden Arbeitgebers, Schritte gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu setzen. Weiters fragen sie: "Wurden neue Richtlinien zum Schutz der Frauen bei Österreich, oe24.at und oe24.tv erarbeitet oder Safe Spaces geschaffen sowie untadelige Vertrauenspersonen ernannt, an die sich Betroffene diskret wenden können?"

Fellner als Person

Die zweite Frage betrifft Wolfgang Fellner als Person. Dieser moderiert trotz der Vorwürfe und seiner Verurteilungen weiterhin auf oe24.tv. So heißt es im Brief: "Auch hier drängt sich eine Frage auf: Ist die neue Geschäftsführung der Ansicht, dass dieser Moderator weiterhin auf Sendung zu sehen sein sollte? Wir wissen nicht, ob sich bestehende oder interessierte Werbekund:innen ein seriöses Umfeld für ihre Markenpositionierung so vorstellen. Wir meinen: nein."

Mit ihrer dritten Frage nehmen Presseclub Concordia und das Frauennetzwerk Medien die Politik in die Pflicht, weil die Fellner-Mediengruppe "in besonderem Ausmaß" von staatlicher Förderung profitiere. Sie stellen die Frage, ob es "hier nicht strengere Maßstäbe für die Vergabe allfälliger Förderungen" brauche.

Update um 12:30 Uhr

Die Mediengruppe Österreich reagierte am Freitag zu Mittag auf den offenen Brief. In einer Aussendung verweist Niki Fellner auf eine Compliance Untersuchung, die das Unternehmen habe durchführen lassen. Die von der Mediengruppe Österreich selbst beauftragten Prüfer hätten keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten Wolfgang Fellners gefunden. "Wir bitten also das Frauennetzwerk Medien und den Presseclub Concordia bei jeder Erörterung dieser Causa und vor allem bei weitergehenden Forderungen, die in der Rechtsordnung vorgesehene Unschuldsvermutung besonders zu berücksichtigen", heißt es weiter.

Mit 1. Jänner 2023 würden neue Compliance- und Verhaltensregeln in Kraft treten. Niki Fellner lädt das Frauennetzwerk Medien und den Presseclub Concordia ein, ihnen die neuen Regeln in einem persönlichen Gespräch vorzustellen. (lalo, 16.12.2022)