AK-Präsidentin Renate Anderl zeigt sich empört über den Namenswechsel.

Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER

Ihr ganzes Leben widmete Käthe Leichter, Sozialistin, Sozialwissenschafterin und Widerstandskämpferin, dem Kampf um Frauenrechte: Sie forschte in den 1920ern zu den prekären Arbeitsbedingungen der Hausgehilfinnen und Industriearbeiterinnen und war Gründerin des Frauenreferats der Arbeiterkammer. Durch ihre politische Arbeit kam sie ab 1938 ins Visier der Nationalsozialisten. 1942 wurde sie ermordet.

Noch heute wird ihrem Wirken in der Frauenforschung alljährlich gedacht: in Form eines Staatspreises, der ihren Namen trägt. Der Käthe-Leichter-Staatspreis würdigt Frauen, die Wichtiges in Sachen Frauenforschung geleistet haben. So auch heuer. Was aber nun im Vorfeld der Preisverleihung am 19. Dezember für reichlich Unmut in der Arbeiterkammer sorgt: Leichters Name ist spurlos verschwunden.

AK: Leichter unsichtbar gemacht

Im offiziellen Programm ist jetzt nur mehr vom "Österreichischen Staatspreis für Frauen" die Rede. Und diese Änderung dürfte still und heimlich im Ministerium von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) erfolgt sein: "Den Namen ohne Rücksprache mit der Jury einfach zu entfernen ist eine Herabwürdigung des Preises und seiner Preisträgerinnen", äußerte sich AK-Präsidentin Renate Anderl am Freitag schriftlich.

Irritiert zeigten sich auch Jurymitglieder wie Anna Steiger, Vizerektorin für Personal & Gender der TU Wien, Gabriella Hauch, Universitätsprofessorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Wien, oder Pia Lichtblau, Jurymitglied des Österreichischen Gewerkschaftsbunds. Und auch Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, sprach sich für die Beibehaltung des Namens des Preises aus.

Preis "neu konzipiert"

Doch warum wurde der Name überhaupt geändert? Eine klare Begründung gibt es aus dem Ministerium auf STANDARD-Nachfrage nicht. Der Frauenpreis sei "neu konzipiert, erweitert und aufgewertet" worden, heißt es. Dass er abgeschafft wurde, wie die Arbeiterkammer festhält, stimme jedenfalls nicht. Drei Preise unter Leichters Namen würden weiterhin verliehen.

Tatsächlich taucht der Name im vom Ministerium übermittelten Programm auf – darin aber nur noch als Unterkategorie. (etom, 16.12.2022)