Eine Zeichnung der beiden Journalistinnen Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi in einer Ausgabe einer iranischen Tageszeitung im Oktober.

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Teheran – Der Anwalt zweier wegen ihrer Berichte über den Fall Mahsa Amini inhaftierter Journalistinnen im Iran ist laut einem Medienbericht nun ebenfalls festgenommen worden. "Mohammed Ali Kamfirusi, Anwalt mehrerer Aktivisten und Journalisten, wurde am Mittwoch festgenommen", meldete die reformorientierte Tageszeitung "Ham Mihan" am Samstag.

Kamfirusi habe "keinerlei Vorladung erhalten, er wird ohne jede Rechtsform festgehalten und der Grund seiner Festnahme ist unbekannt", zitierte die Zeitung seinen Verteidiger Mohammed Ali Bagherpur.

Journalistinnen in Haft

Kamfirusi vertritt als Anwalt die "Shargh"-Reporterin Niloofar Hamedi sowie Elaheh Mohammadi, eine Fotografin der Zeitung "Shargh". Sie befinden sich wegen des Vorwurfs der Propaganda und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit in Haft, weil sie in ihrer Berichterstattung auf den Fall der 22-jährigen Mahsa Amini aufmerksam gemacht hatten. Der Tod der jungen Kurdin hatte eine seit Monaten andauernde Protestwelle im Iran ausgelöst. Amini war am 16. September gestorben, nachdem die Sittenpolizei sie wegen des Vorwurfs festgenommen hatte, das Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen zu haben.

Der Bruder des Anwalts Kamfirusi erklärte am Donnerstag, dass die Justiz nun für dessen "Leben und die Gesundheit verantwortlich" sei. Nach Angaben von "Ham Mihan" wurden 25 iranische Anwälte überall im Land seit Beginn der Demonstrationen festgenommen.

Schauspielerin Taraneh Alidoosti festgenommen

Vor dem Hintergrund der Proteste im Iran wurde auch die international bekannte Schauspielerin Taraneh Alidoosti festgenommen worden. Die 38-Jährige sei am Samstag in Gewahrsam genommen worden, weil sie "falsche und verzerrte" Informationen verbreitet und "zum Chaos angestiftet" habe, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim.

Alidoosti hat unter anderem in dem Film "The Salesman" mitgespielt, der 2017 mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet wurde.
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Alidoosti hatte sich in den Onlinenetzwerken wiederholt mit der Protestbewegung solidarisiert, die durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini im September im Gewahrsam der Sittenpolizei ausgelöst worden war. Auch hatte die Schauspielerin zuletzt die Hinrichtung des jungen Demonstranten Mohsen Shekari angeprangert. "Jede internationale Organisation, die diesem Blutbad zuschaut und nicht reagiert, ist eine Schande für die Menschheit", schrieb sie auf Instagram zu der Hinrichtung.

Alidoosti hat in mehreren Filmen des renommierten iranischen Regisseurs Asghar Farhadi mitgespielt – darunter in "The Salesman", der 2017 mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Auch spielt sie in Saeed Roustayis beim diesjährigen Filmfestival in Cannes gezeigten Werk "Leila und ihre Brüder" die Titelrolle.

Mehrere prominente Filmschaffende in Haft

Bereits vor Beginn der aktuellen Protestwelle waren in diesem Jahr mehrere prominente Vertreter der iranischen Filmbranche festgenommen werden, darunter die international preisgekrönten Regisseure Mohammed Rasulof und Jafar Panahi, die sich weiterhin hinter Gittern befinden.

Bei den seit September andauernden Protesten wurden nach iranischen Angaben mehr als 200 Menschen getötet. Internationale Menschenrechtsorganisationen gehen von mehr als 450 Toten aus. Tausende Menschen wurden festgenommen. Die Demonstrationen richten sich unter anderem gegen die rigorosen Bekleidungsvorschriften für Frauen. Der nach ihrer Festnahme verstorbenen Amini war vorgeworfen worden, die Regeln für das Tragen des Kopftuchs missachtet zu haben. (APA, AFP, red, 17.12.2022)