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Ein Restaurantbesuch am Heiligen Abend kann den Stress der Weihnachtszeit lindern – das ist jedoch nicht immer der Fall.
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Pro:

Zu Weihnachten sind nicht nur die Erwartungen an die Feierlichkeiten unrealistisch, sondern auch die Selbsteinschätzung, was die Organisation des großen Festtages anbelangt. Für die Lieben sollen die perfekten Geschenke gefunden und liebevoll verpackt werden. Der Christbaum muss in Höhe und Buschigkeit makellos sein, die Dekoration darauf farblich abgestimmt und gleichmäßig verteilt. Die Weihnachtsbäckerei wird erst geschlossen, wenn mindestens zehn verschiedene Sorten in adäquater Menge vorhanden sind, und die Weihnachtslieder üben sich auch nicht von selbst. Wer noch nicht die Nerven weggeworfen hat, tut dies spätestens in der Küche, wenn die Erkenntnis folgt, dass die Zubereitung eines mehrgängigen Menüs doch mehr Arbeit ist als gedacht. Gut gemeint ist nicht immer gut. Warum also nicht Fachleute ranlassen, einen Tisch im Lieblingsrestaurant reservieren? Wenn zumindest ein Stressfaktor wegfällt, besteht die Chance, dass der Heilige Abend tatsächlich besinnlich wird.
(Michael Steingruber)

Kontra:

Ein kahler Raum mit großer Fensterfront, an dem nur zwei Tische besetzt sind. Beim Betreten fällt auf, was es nicht gibt: Weihnachtsdeko, Tischtücher auf den Resopaltischen, Kerzen, weihnachtliche Wärme. Was es gibt: eine – völlig unnötige – Tischreservierung, eine festlich gekleidete Familie. Die Eingeladenen werfen sich fragende Blicke zu. Overdressed, so viel ist klar. Doch man sollte sich nicht von Vorurteilen leiten lassen, schließlich gibt es eine Straßenküche in Bangkok, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Also unvoreingenommen den Weg zum "Weihnachtsbuffet" angetreten, bestehend aus zwei Tischen, auf denen Edelstahlbehälter, gefüllt mit Suppe (Backerbsen!), ausgetrocknetem Fleisch, Fertigsauce und Dosenkompott, stehen. Das Kind, dessen Highlight im Restaurant stets die Nachspeisen sind, verkündet, es sei so satt, dass es kein Dessert mehr schaffe. Weihnachten 2018 in einer niederösterreichischen Kleinstadt im einzigen geöffneten Lokal.
(RONDO, Petra Eder, 23.12.2022)