Aufmachen gelingt hin und wieder, zumachen kaum.

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Als wäre das Leben nicht bisweilen schon schwierig genug, gibt es da auch noch diese nervigen neuen Milchverpackungsverschlüsse. Seit einiger Zeit – und gefühlt immer öfter – finden sich auf Verpackungen allerlei Zuschnitts, die man sich im Supermarkt kauft, neue Verschlüsse.

Ob die klassische Literpackung Kuhmilch, der Halbliter für unterwegs oder doch eher die Buttermilch mit Südfrüchte-Geschmack (die Flucht ins Süße hilft also auch nichts): All das ist neuerdings mit "Tethered Caps" versehen, wie man sie in der Fachsprache nennt, mit "angebundenen Verschlusskappen".

Geschicklichkeitsübung

Von diesem First-World-Problem kann inzwischen fast jeder Haushalt berichten. Es beginnt schon damit, dass man sich mindestens zwei Momente lang damit befassen muss, dass da etwas anders ist als bisher. Danach gilt es, den Verschluss vom darunterliegenden Schraubgewinde zu lösen, ohne dass dabei Milch verspritzt wird. Wer dieses wahre feinmotorische Kunststück einmal vollbracht hat, den erwartet die eigentliche Herausforderung: die Packung auch wieder zuzukriegen.

Was ist da los? Wollen Lebensmittelproduzenten und Handelsketten ihre Kundinnen und Kunden ärgern? Nein, die neuen Verschlüsse hängen vielmehr mit einer gut gemeinten EU-Initiative zusammen, die in Sachen Handlichkeit jedoch offensichtlich gehörig misslungen ist.

Eine gut gemeinte EU-Richtlinie

Es geht um die sogenannten Einweg-Kunststoff-Richtlinie der Europäischen Union. Sie sieht zahlreiche regulative Schritte vor, die bis zum Jahr 2030 dazu führen sollen, dass mehr Plastik als bisher dem Recycling zugeführt wird. Der Sinn dahinter: Ressourcen zu schonen und den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken.

Diesem Zweck dienen auch die Tethered Caps. Das Besondere an ihnen ist, dass sie nach dem Öffnen der Verpackung mit selbiger verbunden bleiben und mit ihr in die Plastiktonne wandern, statt lose in den Restmüll zu gelangen oder gar Städte und Landschaften zu verschmutzen.

Auf Tetrapacks folgen PET-Flaschen

Mit Stichtag 3. Juli 2024 – also in eineinhalb Jahren – müssen sämtliche Getränkeverpackungen mit einer Füllmenge von unter drei Litern über Tethered Caps verfügen. "Weil wir bei unseren Lieferungen lange Vorlaufzeiten haben, beginnen wir jetzt schon sukzessive mit der Umstellung", erklärt Nicole Berkmann, Sprecherin der Handelskette Spar.

Die Eindruck, dass die neuen Verschlüsse immer häufiger auftauchen, stimmt also. In einigen Monaten bis zu einem Jahr wird es in Österreichs Supermärkten nur noch Tethered Caps geben. Dies gilt dann nicht nur für Tetrapacks, sondern auch für andere Getränkeverpackungen. Denn die Vorgaben der EU-Richtlinie beziehen sich auch auf Einweg-PET-Flaschen. Bei Mineralwasser, Coca-Cola, Almdudler und Co steht also ebenfalls eine Veränderung der Verschlüsse bevor. Hoffentlich eine praktischere. (Joseph Gepp, 21.12.2022)