Diana Damrau brachte Licht ins winterliche Dunkel.

Foto: Jiyang Chen

Wenn die Natur zur Wintersonnenwende mit dem Licht so knausert wie Dagobert Duck mit spontanen Geldgeschenken, dann tut ein Gala-Konzert mit Diana Damrau natürlich gut. Der Sopran der Bayerin glänzt immer noch hell wie ein Sonnenstrahl und weiß mit quellfrischer Beweglichkeit jeden Koloraturgarten zu durchströmen, das konnte man beim Great-Voices-Abend im Konzerthaus erfreut feststellen.

Als Fachkraft für allerhöchste Töne vom Volumen her limitiert, wurde die einstige Königin der Nacht am Mittwochabend vom Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Jérémie Rhorer sängerinnendienlich begleitet: Der Klangkörper tanzte gekonnt Limbo unter dem Dynamiklevel, das die 51-Jährige jeweils vorlegte.

Beim barocken Repertoire (Händel und Bach) gelang nicht nur das exzellent, die Bayern wussten auch historisch informiert zu musizieren: frisch, beredt und akkurat. Bei Händels Eternal source of light divine folgte Trompeter Matthias Höfs der Damrau im vokal-instrumentalen Kanon wie ein Prinzgemahl der Queen.

Festliche Barockzeit

Auf die Reise in die festliche Barockzeit folgte eine selige Hommage an die Weihnachtszeit und ihre populären Lieder – beides hat Damrau gerade auf ihrer neuen Doppel-CD My Christmas verewigt.

In charmant und kunstfertig arrangierten Medleys (von Richard Whilds) besang Damrau in einer roten Robe mit Riesenmascherl die Wonnen der vormals stillen Zeit. Kummer und Harm bereitete lediglich die Feststellung, dass die Plätze im großen Konzerthaussaal nur ungefähr zur Hälfte besetzt waren: Sind die fetten Jahre jetzt endgültig vorbei? Ziehen nur noch die ganz großen Namen?

Für die meisten, die da waren, ereignete sich jedoch ein herzerwärmendes Fest der Freude. Das finale Geschenk für die Fans: Bei der dritten Zugabe konnte man bei Stille Nacht leise mitsingen oder -summen. Kling, Glöckchen, kling: Weihnachten kann kommen. (Stefan Ender, 21.12.2022)