"Mein Aufschrei ist fürs Erste beendet", sagt Regisseurin Katharina Mückstein in ihrer Etat-Prognose 2023.

Foto: Elsa Okazaki

2022 sorgte Katharina Mückstein* für einen Aufschrei in der österreichischen Filmbranche. Auf Initiative der Regisseurin meldeten sich zahllose Betroffene von Sexismus, Rassismus und Übergriffen in der Kulturbranche zu Wort. Die #MeToo-Welle habe viele Menschen in ihrer Arbeitswelt bestärkt, offener und offensiver mit dem Thema umzugehen, sagt Mückstein.

Die Etat-Prognose 2023: Was Medienmenschen erwarten

DER STANDARD bittet zum Jahreswechsel Medienmenschen um ihre Prognose, was die Branche im Jahr 2023 erwartet.

Katharina Mückstein inszenierte fürs Fernsehen drei Folgen von "Blind ermittelt". Für ihre Filme erhielt sie zahlreiche Preise, etwa für "Die Vereinigung" und "Holz Erde Fleisch".

Die Prognose

Im Juni machte die Regisseurin über ihr Instagram-Profil Übergriffe und Missbrauch aus ihrer eigenen Ausbildungszeit publik. Ihr eigenes Überleben in der Filmbranche habe sie damit nicht leichter gemacht. 2023 will sich Mückstein dazu vorerst nicht mehr zu Wort melden.

2022 erreichte #MeToo im Film auch Österreich. Wie geht es 2023 weiter?

Ich denke, die #MeToo-Welle im Sommer hat viele Menschen in meiner Arbeitswelt bestärkt, offener und offensiver mit Themen wie Machtmissbrauch, sexualisierten Übergriffen und Gewalt umzugehen. Das wird sich hoffentlich 2023 so fortspinnen. Ich hoffe, dass sich Flinta*-Personen* zusammentun und sich gemeinsam zur Wehr setzen.

Was werden Sie aktiv tun, um zum weiteren Aufbrechen der Schweigekultur beizutragen?

Mein Aufschrei ist fürs Erste beendet. Ganz ehrlich: Mein Engagement hat mein Überleben in der Filmbranche nicht einfacher gemacht. Ich denke auch, dass ich meinen Part getan habe. Die Frage ist, ob nun diejenigen, die gemeint sind, endlich reagieren und sich ändern. Werden die Arbeitgeber*innen ihre Verantwortung übernehmen und Maßnahmen setzen, Übergriffe und Missbrauch konsequent zu bekämpfen? Wird es ein Umdenken geben darüber, wie man mit Macht in einem Arbeitskontext umzugehen hat?

Wird die Branche aus den Veröffentlichungen des vergangenen Jahres lernen?

Diese Frage stelle ich mir auch. Ich kann sagen, dass auf der Seite von Betroffenen ein Umdenken stattfindet. Die Idee, Übergriffe zu melden, scheint heute weniger abwegig als noch vor dem Sommer. Viele Menschen melden sich bei den zuständigen Anlaufstellen. Es wird auch offener gesprochen und zumindest intern Namen genannt. Ob der nötige Kulturwandel stattfinden wird, um die Filmbranche – insbesondere für Flinta*-Personen – zu einem sichereren Arbeitsplatz zu machen, weiß ich nicht. Erfahrungsgemäß ändert sich in unserer Arbeitswelt leider immer nur dann etwas, wenn es der Branche aus Institutionen oder Politik diktiert wird. (Doris Priesching, 26.12.2022)