Die alpine Schmetterlingswelt ist vielfältig – und zum teil noch völlig unbekannt, wie eine aktuelle Studie zeigte.

Foto: imago/Action Pictures/Peter Schatz

Der Schwund an heimischen Schmetterlingsarten ist dramatisch, der Klimawandel und der Verlust an Lebensraum durch die Landwirtschaft gelten als hauptverantwortlich. Man darf annehmen, dass einige der Spezies unserer Natur verloren gehen, ehe sie überhaupt entdeckt wurden – darauf zumindest weist nun eine Untersuchung der flatternden Artenvielfalt in einem alpinen Schutzgebiet hin.

Umfassende Inventur

Das Forschungsprojekt unter Beteiligung der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen im Naturpark Cottische Alpen in der Provinz Turin in Italien hat 1.170 verschiedene Schmetterlingsarten identifiziert. Dies teilten die Landesmuseen am Mittwoch in einer Aussendung mit. Es handle sich um die erstmalige möglichst vollständige Erhebung aller Schmetterlingsarten in einem alpinen Schutzgebiet, hieß es.

Ziel des Projekts sei neben der Erfassung der Arten auch deren genetische Untersuchung gewesen. Die Verantwortlichen nannten die Ergebnisse aus drei Jahren Forschungsarbeit, die mit dem kärnten.museum und der Parkverwaltung Cottische Alpen durchgeführt worden waren, "sensationell", sie würden "ausnahmsweise" gute Nachrichten aus der Artenforschung beinhalten.

Unbekannte Arten

Die Ergebnisse der Untersuchung würden dabei von einer weit unterschätzten Vielfalt an Schmetterlingsarten im Schutzgebiet Cottische Alpen zeugen, die auch über die Region hinaus von Bedeutung sei. Der Bestand sei aber nicht nur extrem vielfältig, sondern in seiner Zusammensetzung alpenweit einzigartig.

Unter anderem wurden auch bisher unbekannte Falterarten gefunden. Zwei dieser Arten, der Cottische Palpenfalter (Megacraspedus cottiensis) und Lamas Palpenfalter (Caryocolum lamai), seien inzwischen beschrieben und benannt worden. Vier oder gar fünf weitere Arten seien mit großer Wahrscheinlichkeit noch ohne Namen und bisher weltweit nur aus den Cottischen Alpen bekannt.

Genetische Datenbank

"Herausragend" nannten die Verantwortlichen darüber hinaus 14 Erstfunde auf italienischem Staatsgebiet. Genetische Fingerprints würden aktuell für 1.118 Arten vorliegen. Damit verfügt der Naturpark Cottische Alpen laut Peter Huemer, dem Projektleiter und Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen, über eine "derart umfangreiche und vollständige genetische Datenbank für eine so artenreiche Tiergruppe" wie kein anderes Schutzgebiet in Europa. (red, APA, 26.12.2022)