Einer Studie zufolge fehlen in Österreich derzeit 1.800 Fachkräfte in Kindergärten.

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Nichts "schönreden" will die neue Chefin der Wiener Kindergärten (MA 10), Karin Broukal, wenn es um die Herausforderungen an Wiens Kindergärten geht. Das würde ihr auch nicht gelingen. Denn schönreden lässt sich die Situation auch österreichweit schon lange nicht mehr. Der Fachkräftemangel, der überall in aller Munde ist: Den kennen die Kindergärten bestens – und schon seit Jahren. Wie drastisch dieser aber ist, darauf macht nun eine Studie der Universität Klagenfurt aufmerksam: In sieben Jahren werden hierzulande 13.700 Elementarpädagoginnen und -pädagogen fehlen – wenn nichts getan wird.

Schnell wieder weg

An Interesse für den Beruf mangelt es eigentlich nicht – zumindest bei den Frauen. Nach wie vor ist die schulische Ausbildung mit Matura beliebt, aber nur die Hälfte aller Abgängerinnen wechselt danach in den Kindergarten. Diejenigen, die den Schritt wagen, verschwinden oft nach ein oder zwei Jahren – meist in andere Berufe, die bessere Umstände in Aussicht stellen. Verübeln kann man es ihnen nicht. Gruppen mit 25 Kindern, die zu zweit betreut und bespaßt werden müssen, sind schon lange keine Seltenheit mehr. Die große Verantwortung, die Bedürfnisse, die Probleme, der Lärm: Als Laiin lässt sich nur erahnen, was für ein Knochenjob das sein muss – der dazu noch schlecht bezahlt ist.

Zu sagen, die Politik habe das Personalproblem nicht erkannt, wäre zu kurz gegriffen: Programme für Quereinsteigerinnen wurden bereits auf den Weg gebracht. Die Steiermark lockt mit Prämien für Neueinsteigerinnen. In Wien steht ab 2023 das Kindergartenpersonal auf der Liste der Mangelberufe. Dadurch wird es künftig möglich sein, in Drittstaaten Personal zu suchen. Diese Pragmatik hat angesichts des großen Personallochs durchaus ihre Berechtigung.

Pragmatik reicht nicht

Aber all diese Maßnahmen packen das Problem nicht an der Wurzel. Es ist Unsinn, ausschließlich auf den Quereinstieg zu setzen; oder Personal aus dem Ausland anzuwerben, ohne gleichzeitig die Arbeitsbedingungen, die die Fachkräfte in Österreich vergraulen, zu verbessern. So könnte man auch mehr Männer für den Beruf gewinnen – sie sind in Kindergärten immer noch die Ausnahme.

Was getan werden müsste, sollte die Politik längst wissen: Es braucht mehr Unterstützung, einen adäquaten Betreuungsschlüssel und bessere Entlohnung – und all das sollte auf Bundesebene geregelt sein. Noch immer liegt die Zuständigkeit für die Kindergärten in Länderhand. Nur Notlösungen werden daher nicht reichen. Eine echte Attraktivierung des Berufs muss her. Und das besser heute als morgen. (Elisa Tomaselli, 22.12.2022)