Sarah Bogners "Liebe und Blamage".

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Seefeld – Vor der Tür kutschieren Pferdegespanne Touristen durch die verschneiten Straßen, im Inneren der alten Feuerwehrhalle machen rosa Rösser Zigarettenpause. Sollen die Kollegen da draußen nur malochen, auf der Leinwand wird mit Glimmstängel, kess frisierter, blonder Mähne und manchmal auch mit Baseballkappe dem Hedonismus gefrönt.

Mit ihrer Vorliebe für das Malen von rosaroten Pferden könnte Sarah Bogner leicht in Kitschverdacht geraten, würden ihre Figuren diesem nicht verschmitzt die coole Schulter zeigen. Eigentlich sind es skurrile Mischwesen, die die 1980 in München geborene und in Wien lebende Künstlerin über die Bildfläche tänzeln lässt – übrigens in den seltensten Fällen auf vier Beinen. Dafür stets mit wie ausgestanzt wirkenden, weißen Augenhöhlen und Mündern, die die Gesichter wie Masken wirken lassen. Überhaupt wohnt Bogners vorwiegend in zarten Rosa-, Grau- und Gelbtönen gehaltenen Kompositionen etwas Bühnenhaftes inne.

Aus Farben Töne

Liebe und Blamage titelt ihre Solo-Schau in der ehemaligen Feuerwache im Tiroler Seefeld, die 2021 auf Initiative des Kunstsammlers und ehemaligen Galeristen Rafael Jablonka zum Ausstellungsraum KiS – Kunst in Seefeld umfunktioniert wurde. Mit Sarah Bogner bekommt hier erstmals eine junge Malerin eine Bühne, die eigens für die Schau entstandene Arbeiten präsentiert und skurrilen Witz mit malerischer Finesse zu verbinden versteht.

Aus feinen Farbverläufen entstehen neue Töne, durch die Verwendung von Gesso entsteht eine Ahnung von Fresko-Malerei, in der Nahaufnahme lösen sich zwei Pferdeköpfe schon mal zum abstrakten Formenspiel auf, auf einem Großformat spielt Bogner, die gemeinsam mit Josef Zekoff auch den Kunstbuch-Verlag Harpune betreibt, mit kräftigem Hintergrundrot.

Und da und dort gesellen sich kaum weniger skurrile, schlangenartige Köpfe zu den Pferdewesen. Soll keiner sagen, es fehle hier an Diversität. (Ivona Jelcic, 23.12.202)