Bald soll es diese Bilder nicht mehr geben: Am Flughafen in Peking soll ab Jänner ein negativer PCR-Test für die Einreise reichen.

Foto: AP/Ng Han Guan

In den ersten 30 Minuten nach der Ankündigung stiegen die Suchanfragen um 500 Prozent: Die Nachfrage nach Flügen von Hongkong nach Festlandchina war in der Nacht von Montag auf Dienstag riesig, berichtet etwa die Seite Trip.com. Auch andere Reiseagenturen meldeten ähnliche Traffic-Zahlen auf ihren Homepages.

Montagnacht hatte nämlich die Nationale Gesundheitskommission (NHC) Chinas angekündigt, die Reisebeschränkungen markant zu lockern. China war seit drei Jahren, also seit Ausbruch der Corona-Pandemie, von den Nachbarländern quasi abgeriegelt. Während die Ausreise per se nicht verboten war, schreckten strikte Einreisebestimmungen Menschen in China davor ab, das Land zu verlassen. Bis zu drei Wochen musste man sich bei Einreise in Quarantäne begeben, zumeist in designierten Hotels. Zuletzt waren es noch fünf Tage plus drei Tage Heimquarantäne.

Ab 8. Jänner würde diese Quarantäne nun ganz fallen, hieß es vonseiten der NHC. Auch der chinesische Staatsrat bestätigte die Schritte kurz darauf. Außerdem würde die Visavergabe an Ausländer und Ausländerinnen, die in China arbeiten wollten, erleichtert werden. Weiterhin muss ein negativer PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, bei der Einreise vorgewiesen werden.

Bisher war außerdem die Bearbeitung von Visa für Auslandsreisen durch die chinesische Immigrationsbehörde pausiert worden. Auch sie soll nun ab 8. Jänner wieder aufgenommen werden.

Von Klasse A auf Klasse B herabgestuft

Begründet werden die Lockerungen damit, dass das Virus nicht mehr so virulent wie zu Beginn der Pandemie sei, wird die NHC von der staatlichen Zeitung "Global Times" zitiert. Mit der Omikron-Variante sei es daher vertretbar, das Virus von Klasse A auf Klasse B herabzustufen. Während in der strengsten Managementstufe A der Umgang mit Krankheiten wie zum Beispiel Beulenpest oder Cholera geregelt ist, zählen zur B-Klasse solche wie Hepatitis, HIV oder die H7N9-Vogelgrippe.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen zwei Klassen ist die bürokratische Zuordnung: So liegt der Umgang mit B-Klasse-Krankheiten in der Hand von medizinischen Einrichtungen und nicht etwa bei lokalen Behörden. Diese waren für die langen und strikten Lockdowns in vielen Regionen Chinas verantwortlich.

DER STANDARD

Virus verbreitet sich rasch

Viele Menschen in China atmen nun auf. Drei Jahre lang war das internationale Reisen quasi unmöglich gewesen. Doch es wurde auch Kritik laut: Denn das Virus verbreitet sich seit der überraschenden Öffnung vor wenigen Wochen im ganzen Land rasch. Noch während der Null-Covid-Politik hatte sich immer mehr gezeigt, dass sich allen Bemühungen zum Trotz das Virus vielleicht zwar etwas bremsen, aber kaum stoppen lässt. Seit der Öffnung sind mancherorts Spitäler überfüllt, Geschäfte bleiben wegen Personalmangels geschlossen, Bestattungsunternehmen berichten von Dauereinsatz.

Offiziell meldete Peking am Dienstag einen neuen Toten. An den offiziellen Zahlen wird aber stark gezweifelt. In den vergangenen Tagen hat Peking gar keine Covid-Zahlen mehr veröffentlicht. Mit den neuen Regeln würden in Zukunft nur noch einmal im Monat Zahlen veröffentlicht werden, gaben die Behörden nun bekannt.

Japan führt PCR-Tests ein

Die verheerende Covid-Welle gepaart mit den Öffnungsschritten beunruhigt Chinas Nachbarn weiter. Japan will ab Ende der Woche alle aus China Einreisenden PCR-testen, gab Premierminister Fumio Kishida am Dienstag bekannt. Auch in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong soll die PCR-Test-Strategie für Einreisende vom Festland laut Medienberichten überdacht werden.

Bei internationalen Fernreisezielen, also etwa Europa, wird aber kein sofortiger Reiseansturm erwartet. "Internationale Reisen werden wohl steigen, aber es wird noch Monate dauern, bevor die Zahl wieder auf Vor-Pandemie-Niveau ist", sagte etwa der Chefökonom der Hang Seng Bank China, Dan Wang. Auch chinesische Reiseagenturen teilten diese Einschätzung.

Die Suchtrends bestätigten das: Die am meisten gesuchten internationalen Flüge betrafen Südkorea, Japan und Thailand – alles Nachbarn Chinas. Für viele Menschen im Land bleibt trotz aller Öffnungsschritte aber vieles beim Alten. In den autonomen Gebieten Tibet und Xinjiang etwa bekamen die dort lebenden ethnischen Minderheiten schon vor Covid nur in Ausnahmefällen Pässe. Internationales Reisen war dort schon immer ein ferner Traum. (Anna Sawerthal, 27.12.2022)