Eine Corona-Teststation in Schanghai.

Foto: AFP / Hector Retamal

Viele Menschen in China können es noch gar nicht glauben: Es ist keine drei Wochen her, da musste man in Schanghai Angst haben, ein Ikea-Möbelgeschäft zu besuchen. Schließlich war die Gefahr, dort eingeschlossen zu werden, real. Noch im August versuchten die Behörden, wegen eines Corona-Falls das gesamte Areal abzusperren. Hunderte flohen in Panik.

China ist in der Pandemie einen eigenwilligen Weg gegangen: Zu Beginn verhängte es eine radikale Ausgangssperre in Wuhan. Das autoritäre Prinzip namens "Lockdown" wurde weltweit kopiert. Während diese Lockdowns in vielen Ländern verhängt wurden, blühte in China hinter verschlossenen Grenzen das Leben. Und als in der ganzen westlichen Welt Kampagnen für die experimentellen mRNA-Impfstoffe gefahren wurden, schloss China wieder ganze Millionenstädte von der Außenwelt ab, impfte aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung.

Fragiles Spitalssystem

Absurd lange hielt Peking trotz der milden, aber ansteckenden Omikron-Variante an dieser rigorosen Zero-Covid-Politik fest. Nun die nächste Kehrtwende: Ab 8. Jänner fällt auch eine der letzten Covid-Beschränkungen, die Quarantäne für Einreisende. Welche Auswirkungen die 180-Grad-Wende haben wird, ist ungewiss. Manche Beobachter sprechen schon jetzt von Schlangen vor den Krematorien.

Zu trauen war den chinesischen Zahlen aber ohnehin nie. Fakt ist nur, dass das chinesische Krankenhaussystem fragiler ist als das der meisten westlichen Länder. Ob es zum Kollaps kommt, wird spätestens die Reisewelle zum chinesischen Neujahr zeigen. Momentan lässt sich nur sagen: Die Pandemie endet dort, wo sie begonnen hat. Und das ist ein Grund aufzuatmen. (Philipp Mattheis, 27.12.2022)