Fahrradzusteller und Fahrradzustellerinnen demonstrierten am 23. Oktober in Wien für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen.

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Dreharbeiten mit Erntearbeitern und Erntearbeiterinnen im Burgenland.

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Wien – Erntehelferin, Paketzusteller, Fahrradbote oder Forstarbeiter: Viele Menschen arbeiten unter widrigen und teils gefährlichen Bedingungen, sind ständigem Druck ausgesetzt und leben trotzdem unter der Armutsgrenze. Für seine Doku "Ausgebeutet", zu sehen im Rahmen von "Menschen & Mächte" am Mittwoch um 22.30 Uhr in ORF 2 und hier in der ORF-TVThek, war Gregor Stuhlpfarrer quer durch Österreich unterwegs, sprach mit Betroffenen und mit Expertinnen und Experten über die Mechanismen von Ausbeutung, undurchsichtige Konstruktionen mit Sub- und Scheinfirmen, aber auch über mögliche Lösungen.

Sechs Euro pro Stunde

Rund 15.000 Erntehelfer sind jährlich in Österreich im Einsatz, Arbeitskräfte aus ost- und Südosteuropa sorgen dafür, dass günstiges Gemüse und Obst in unseren Supermärkten ankommt. Über die Schattenseiten der Branche erzählt Esther, sie arbeitete als Erntehelferin auf einem österreichischen Biohof. Sechs Euro pro Stunden hat sie dort verdient, ein Vertrag wurde nie unterschrieben, "alles wurde nur mündlich ausgemacht", erzählt sie. Bei Krankheit gab es kein Geld, Überstunden wurden nicht ordnungsgemäß abgerechnet. Sogar den Zubringerbus mussten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen selbst bezahlen. Im Burgenland spricht Stuhlpfarrer mit einer Gewerkschafterin, die Erntehelfer über ihre Recht aufklärt, laut Kollektivvertrag sollen sie mindestens 8,50 Euro brutto pro Stunde bekommen.

Adil arbeitet als Fahrradbote für den Essenzusteller Mjam. Als Asylwerber arbeitet er mit einem Gewerbeschein und hat einen Vertrag mit einer Subfirma. In der Sendung rechnet er vor, dass er pro Bestellung nur fünf Euro verdient. Davon muss er Steuern und die Kosten für die Krankenversicherung abführen. Zum Leben bleibt da nicht viel. Über 90 Prozent der Mjam-Fahrer seien freie Dienstnehmer, müssen selbst Steuern abführen, haben keinen Betriebsrat. Krankengeld bekommen sie erst ab dem vierten Tag und dann nur 50 Prozent des Bruttolohns, wie Stuhlpfarrer vorrechnet.

Undurchsichtige Konstrukte mit Subunternehmen

"Die Regelung in Österreich ist so, dass Asylwerberinnen und Asylwerber selbstständig tätig sein dürfen, zum Beispiel in der Prostitution", sagt Migrationsforscherin Judith Kohlenberger. "Das ist schwierig, denn das sind genau jene Branchen, wo die Menschen ganz besonders schnell auch in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse geraten."

Stuhlpfarrer beleuchtet auch die Arbeitsbedingungen der Paketzusteller wie Amazon und die undurchsichtigen Konstrukte mit Subunternehmen. Die Fahrer müssten ständig mehr arbeiten als vorgesehen, sonst würde das System nicht funktionieren, so Kohlenberger.

Laith berichtet in der Sendung über Bedingungen beim Maskenproduzenten Hygiene Austria. Er kam über eine Leiharbeitsfirma zum Unternehmen, er und seine Kollegen hätten Teile des Gehalts "schwarz" ausbezahlt bekommt haben, gearbeitet wurde teils in Doppelschichten, sein Chef sei wütend, weil er zur Arbeiterkammer gegangen sei.

Stuhlpfarrer beleuchtet auch die Arbeitsbedingungen der Paketzusteller etwa bei Amazon und die undurchsichtigen Konstrukte mit Subunternehmen. Die Fahrer müssten ständig mehr arbeiten als vorgesehen, sonst würde das System nicht funktionieren, so Kohlenberger. Auch Forstarbeiter, sie kommen oft aus Rumänien, arbeiten unter besonders gefährlichen Bedingungen, seit 2017 seien mindestens 15 rumänische Forstarbeiter in Österreichs Wäldern gestorben, so Stuhlpfarrer. Zurück bleiben Witwen und Kinder. (ae, 28.12.2022)